Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

920 Schlangen- und Menſchengift.

eindampfte, und derart endlich ein ſo heftiges Gift erhielt, daß fleine Vögel, denen er etwas davon unter die Haut einſprißte, je nah der verwendeten Menge nach einer halben oder ganzen Stunde unter denſelben Erſcheinungen ſtarben, als ob fie von einer Giftſ<hlange gebiſſen worden wären, indem ſie nämli<h am ganzen Leibe zu zittern begannen, ſodann hin und her ſ{<wankten und ſ{ließli<h mit allen Zeichen des Starrkrampfes zu Boden fielen und bis zum bald darauf eintretenden Tode in demſelben verharrten. Da dieſer Forſcher ganz ebenſo wie den menſchlichen Speichel auh das Gift der Brillenſchlange mit Waſſer verdünnen, filtriren und eindampfen konnte, ohne daß ſeine Giftigkeit ſih dadur< im Geringſten vermindert hätte, ſchien die Annahme gerechtfertigt, daß es ſi ſowohl beim Schlangen= wie beim Menſchengiſt niht um „Anſte>ungsgiſte“, um organiſche Keime lebender Weſen oder Bakterien handeln fönne, welche eben dadur< „anſte>Œen“, d. h. die Kranf= heit übertragen, daß ſie in fremden Körpern fortgedeihen und fich vermehren , ſondern daß es ſih beim Schlangen= und Menſchengift um ein chemiſches Gift handle. Sonderbarer Weiſe haben indeſſen die jüngſten , erſt ganz kürzli<h angeſtellten Verſuche jenes ſhon genannten Dr. De Lacerda in Rio de Janeiro das gerade Gegentheil dieſer Annahme bewieſen. Seine Forſchungen, denen er das Gift der Klapperſchlange zu Grunde legte, haben nämlich dargethan, daß der Jnhalt der Gift= und Speichel= drüſen der Klapperſchlange ſogenannte gemodelte Fermente, nämlich jene kleinſten Lebeweſen, Spalt= oder Fadenpilze, enthält, welche den Bakterien anderer Anſte>ungsziſle durchz