Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
Von Alfred Stelzner. 2258
ſ<loſſen zu betrachten; ſoviel aber ſteht feſt, daß dex menſ<hz liche Speichel wirkli ein Gift enthält, wel<es in Wunden nicht viel ſ<hwächer wirkt, als Schlangengift, und daß deren beider Wirkſamkeit nur dem Grade nah verſchie= den iſt.
Vielleicht hat ein bekannter Phyſiolog der vierziger Jahre nicht ſo ganz Unrecht, wenn ex ſagt: „Das Giſt iſt nux fonzentrirter, förperlich gewordener Zorn. Jedes zornigen Thieres und Menſchen Biß iſt Gift, weil der Zorn ſolches iſt.“ Ohne Zweifel ſpielen Lemperament und Leidenſchaft bei dex Giſtigkeit der Speichelſefrete cine bedeutſame Rolle, und wie es z. B. kein Zufall iſt, daß die friedſame und ſanftmüthige Blindſchleiche und die nüß= liche Ringelnatter ungiftig, dagegen die immer zornige Kreuzotter äußerſt giftig iſt, ſo mögen analoge Unterſchiede auch bei der Gattung des Menſchen anzutreffen fein, wenn es ihm gottlob auh nit eigenthümli<h iſt, um ſi<h zu beißen, und wenn ihm auch jene zwe>entſpre<henden Einz richtungen der gefuxchten odex durxc<hbohrten Schlangenzähne fehlen, dur<h welche beim Biß der Giftſpeichel mit großer Vehemenz herausſprißt, um möglichſt tief in den Blut= umlauf der Beute einzudringen.
Mag Mancher der Wiſſenſchaft zürnen, welche es gleichſam wie eine bittere Laune anwandelte, die Menſchen mit dem giftigen Gezücht der Schlangen einmal in einen Topf zu werfen; ſoviel zeigen jene merfwürdigen verz gleichenden Unterſuchungen über die Gifligfeit des Schlangen= und Menſchengiftes wiederum, daß wix mit tauſend, oft ſeltſamen und verborgenen Fäden mit der Natux zuſam=