Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

20 Der Teufel8meditus.

Urſula dann mit feſtem Blick in die Augen der Patientin ſehend,, dieſer ſagte: „Was Euch fehlt, Fräulein, iſt das ſ<li<te, ſtille Leben einer ehrſamen Hausfrau. Jhr ſeid jezt hin und her gezogen von allerlei widerſprechenden Wünſchen und wollt Euch in Eurem Geiſt nicht fügen in die Einſicht, daß Jhr niht Alles auf einmal haben könnt.“ Da meinte die Herrin, die Urſula habe ganz Recht, die Ehe ſei freilich ein feſter, bindender Zwang und die Müd= chenfreiheit aufzugeben nicht allemal leicht, aber wenn der Kordula denn wirklich gar ſo ſchwer falle, der leßteren zu entſagen, ſo ſolle ſie lieber doh jeßt, da es no< Zeit ſei, offen reden.

Aus dem ſtrengeren Ton der hohen Frau klang Kor= dula nicht mehr dié herzliche Liebe entgegen, welche ſie ſonſt in ſo reichem Maße genoſſen, und erſchre>t fühlte ſie, daß ſie nicht weiter gehen dürfe in ihrem anſcheinenden eigen= willigen Troß.

Was ſollte ſie thun? Wie ſollte ſie ſi helfen in der Qual ihrer ſ<ve>lichen Lage? Und Burkard Keller ſah an ihr vorüber, als ſei ſie ein Nichts. O, der Pein!

Dex Bau dex Kapelle ging bei dem Eifer des Erbauers raſh vorwärts; Burkard Keller fand immer eine Stunde, hinab zu eilen na< den neun Linden, um den Arbeiten der Maurer und Zimmerleute zuzuſehen. Ex ließ die Steine nah ſ{<önen Muſtern künſtlih behauen und halte einen tüchtigen Holzſchnißer kommen laſſen, den Altar auf das Schönſte zu fertigen.

Von Kuppenheim aus erſchien jeht ſein Bruder häufig