Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

68 Dex Teuſelsmeditus.

„Nein, Herr Antonio, ſie trug keine Haube, ſondern wallendes Haar und einen goldenen Reif um daſſelbe. Auch ſah ih Gold an ihrem Arme,“ widerſprach der Doktor. Dann ſeßbte ex hinzu: „Jm Uebrigen werde ih ſelbſt die Beiden dort zu treffen ſuchen, denn ih meine, daß i< ein gutes Recht habe, dem Greuel mit dem Gößenbilde ein Ende zu machen. Jſſt das Teuſelsbild erſt in tauſend Scherben, ſo wird der Zauber, welcher dem Teuſfelsdoktor die Uebermacht über uns Alle gibt, au< niht ſo gar lange dauern. Jhr ſolltet mitkommen, Herr Graf, Euch fann’'s au< nicht einerlei ſein, daß das Volk ringsum ſchreit, das ſei ja das Fräulein von —“

„Schweigt, Torbelli!“ donnerte Antonio.

Dann ſeßte er haſtig hinzu: „Jh gehe mit Euh! Zum Teufel mit dem Teuſfelsbild und dem Teufelsdoktor.“

Das war es, was der Venetianer wollte.

Auf einem Umwege langten ſie bei der Kapelle an. Still und friedlih lag der Wald in ſeiner Frühling2ſ<öne, der Duft des jungen Buchenlaubes und all’ der tauſend Blüthen und Knospen miſchte ſi<h mit den langen gelben Lichtern, welche die untergehende Sonne auf die ſilberxglänzenden Stämme der Buchen und das grüne Moos warf, Anemonen und Schlüſſelblumen, Maiglö>kchen und Veilchen, die zu Tauſenden die Erde bede>ten, leuchteten dur(hſichtig im ſchimmernden Abendglanz, und die Nachz tigallen ſhmetterten Wettgeſänge zum Preiſe der Jugend und Liebe.

Leiſe ſchritten die beiden Männer heran, ſachte, ganz ſachte, die Liebenden, die ſie hier zu treffen dachten, nicht