Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
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“Roman von Georg Hartwig. 97
Vor einem der beſuchteſten Kaffeehäuſer entſtand an jenem Spätnachmittag ein kleines Gedränge von durchfälteten und durchnäßten Reſidenzlern, welche hier bei heißem Belebungstränk die Miſèren des Novemberwetters von ſi< abzuſchütteln gedachten. Ein Herr, in Pelz ge=
“hüllt, den Hut feſt auf ſein Haupt gedrü>t, befand ſich
unter den Cinlaßbegehrenden. Das volle, blühende Antliß übexſchaute mißtrauiſch die bereits dicht gefüllten Räume, welche wenig Hoffnung auf ‘ein ungeſtörtes Nuhepläßchen boten, und ſoeben wollte ex ſi<h mit klingender Ueber= redungsfunſt an einen der auſwartenden Kellner wenden, als ein junger Mann hinter ſeinem Ectiſch aufſprang und ihm lebhaft entgegeneilte.
„Herr Juſtizrath — wel<? angenehmer Zufall |“ *
Dex Angeredete hob gemächlich ſein Augengla3 von der Naſe und entfernte die daran haftenden Tropfen, dann ſeßte er es wieder auf und fixirte den Sprecher flüchtig. „Sie hier, Graf Freiberg? Seien Sie willkommen bei dieſer verwünſchten Witterung und inmitten dieſes krib= belnden Ameiſenhaufens! Wo haber Sie Jhren Stand=punkt gewählt ?“ i ___ „Drüben am Fenſter! Ein bequemer Plabß für die Unterhaltung — theilen wix thn!“ Freiberg entzog dem Juſtizrath ſeine Hand und ſchritt zu dem bezeichneten Tiſch, während Dreyſing ſi<h mit Hilfe des Kellners zu=erſt ſeines Pelzes entledigte und dann zwiſchen Tiſchen und Stühlen ſi<h hindur<hwindend thm nachfolgte.
Als ſei dies die wichtigſte Sache von dex Welt, exz probte er ſchweigend die Güte des ihm gereichten Kaffees,
Bibliothek. Jahrg. 1886. Bd. Tk. 7