Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
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Roman von Georg Hartwig. 99
Dreyſing llopſte die Aſche von ſeiner Cigarre ab. „Jh bin im vorigen Herbſt in's Privatleben zurückgetreten.“
„Jch weiß, ih weiß, mein Vater hat mix davon ge= ſchrieben. Als ih Fhnen damals in Sittlingen Lebewohl ſagte, glaubte ih beſtimmt, Sie bei meiner Rükkehx dort wiederzufinden. Es war nicht der Fall. Dieſe große Ent= täuſchung verdarb meine erſte Kur vollſtändig.“
„Das bedaure ih aufrichtig !“
„Laſſen Sie doch den förmlichen Ton gegen mich fallen, “ ſagte Freiberg halb bittend, halb verlebt. „Jh: bedaure nichts, gar nichts, als den unglüſeligen Entſchluß der theuren Frau, ſih vor mix zu verbergen. J<h hatte das Recht als Menſch und Cavalier, ſie vox brutalen Ueber= griffen ihres Gatten zu ſ{hüßen. Das Leben und die Ge= ſundheit dieſes Mannes wiegen noh heute bei mix nicht einen Seufzer der geliebten Frau auf.“
„Was wünſchen Sie von mix alſo zu hören?“ fragte Dreyſing, ſichtli< unangenehm berührt von dieſer Wen= dung. „Die Scheidung iſt regelrecht erfolgt.“
Des Grafen Stirne färbte ſich höher. „Wo weilt Jrmengard ?“
„Ih weiß es nicht,“ erwiederte ex achſelzu>end.
„Das heißt, Sie wollen es nicht wiſſen !“
„Wäre dies der Fall, könnte ih es ja ohne Winkel= züge eingeſtehen. Nein, ih weiß es leider niht. Meine Spuren haben mich getäuſcht, die leßte, ſicherſte verlief gleichfalls im Sande, ſie eben führte mi<h nah Brüſſel.“
„Mix ſind die Hände durch eine {were Krankheit meines Vaters lange Zeit gebunden geweſen,“ unterbrach