Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
Roman von Géorg Hartwig. 103
ihre Protektorin, die Stiftsdame v. Langen, kennen gez lernt, ſo würden Sie eine der intereſſanteſten, geſcheidteſten Frauen in ihr bewundert haben. Das iſt noh reine, un= verfälſchte Raſſe. Kellner, zahlen!“
Nachdem dies Geſchäft erledigt war, verließen Beide das Kaffeehaus und ſchritten in die dunkle Nacht hinein. E83 hatte aufgehört zu ſtürmen, dafür war die Temperatur erhebli geſunken und ſtatt des Schlackerſchnee's ſchwebten nunmehr dichte Flo>ken lautlos zur Erde herab.
„Was haben wir denn hier?“ fragte Dreyſing, vor dem tweitgeöffneten Portal eines Gebäudes ſtehen bleibend, in welches zahlreihe vermummte Geſtalten hineinſtrömten, deren Kopfbedeœungen meiſt auf das weibliche Geſchle<ht hinwieſen. „Sahen Sie die wüthenden Blicke jener Rieſendame? Die galten uns ohne Zweifel! Da, hören Sie, ih glaube, man nannte das Wort Verbrecher.“
„Was wird?s ſein!“ erwiederte Freiberg ungeduldig, „Ein Ballhaus oder dergleichen. “
„Na, hören Sie ‘mal, wenn die Tänzerinnen, welche binnen zwei Minuten an uns vorüber hüpften, niht zu= ſammen ein Jahrtauſend zählen, ſo will ih mit jener ehr= ſamen Hünin, welche uns mit ſo liebreichen Bli>en durh= bohrte, den erſten Galop tanzen. Die hieſige Männerwelt ſcheint ſelbſt im Ballſaal einem mittelalterlichen Geſchma> zu huldigen, und es kommt mix vox, als mache ſi, wie überall, ſo au hier eine Ueberproduktion an Fleiſ<h und Knochen bemerkbar.“
„Es iſt wahr, junge Geſichter ſind kaum darunter,“ lächelte der Graf, von dem Eifer ſeines Gefährten be=