Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
118 Ein Schatten. :
Erdgeſchoſſes. Die langjährige Schaffnexin von Aberdeen= Houſe bede>te den mächtigen Ttſch von Eichenholz mit ſ<neeigem Linnen. Darauf ſtellte ſie Weißbrod und kaltes Wildpret, die Reſte des Nachtmahls, welches man bereits genommen. Warmer gewürzter Wein dampfte in hohen alterthümlichen Steinkfrügen und lud ein, daß man ihm zuſpreche.
Dex Fremde ließ ſich nicht lange nöthigen. Während er aß, beobachteten ihn die Anweſenden mit jenem ſtill= ſchweigenden Intereſſe, wie es Jedermann erregt, der 1nter ungewöhnlichen Umſtänden in unſere Mitte getreten iſt. Ex ſtand im Lenze des Lebens, an jenex glüclichen Scheide, wo es ungewiß erſcheint, ob man no< Jüngling oder ſhon Mann iſt. Die Geſtalt, dex erſte Flaum auf Wange und Obéxlippe ließ wohl die erſtere Vermuthung als re<t gelten. Aber das kluge Auge, die gedanken= bergende Stirn bewieſen, daß hier Kenntniſſe und Er= fahrung die Mannesreife beſchleunigt hatten.
Daß ex den beſten Ständen angehörte, erſah man ſeichtlich aus der Gewandung, die ſ{li<t und vornehm war; aber man mußte den Fremden ohnehin gern haben, er nöthigte Achtung ab, indem er gleichzeitig Vertrauen einflößte.
Als ex ſeine Mahlzeit beendet hatte, gab deshalb der alte Haushofmeiſter nur dem allgemeinen Wunſche Aus= duu, wenn er anhob: „Jhr Zimmer im oberen Stockwerk iſt zugerichtet und dur<hwärmt. Falls Sie es aufſuchen wollen, wird man Sie dahin geleiten. Wenn Sie je= doh mit unſerer Geſellſchaft zufrieden ſind, ſoll es uns