Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
— —— SiS
Kriminal-Novelle von B. v. Wolfshofer. 119
erwünſcht ſein, Sie noh in unſerer Mitte zu wiſſen. Zut Winter kommt ſelten ein Gaſt na<h Aberdeenhouſe. Da freuen wix uns begreiſliher Weiſe, wenn unſer ſtilles, einförmiges Leben einmal, wenn auh nur auf Stunden, unterbrochen wird, um aus glaubwürdigen Munde Naz richten zu vernehmen über eine Welt, von welcher wix aus mehr als einem Grunde beinahe abgeſchloſſen ſind.“
Ohne lange zu zaudern blieb der Fremde. Die geſtop\te Pfeife, welche ihm nunmehr geveicht wurde, nahm ev dan= fend an. Ebenſo mußte er es ſi<h wohl oder übel gefallen laſſen, daß ihm die Schaffnerin ſeinen ehrwürdigen Humpen von Neuem mit gewvürztem Wein füllte.
Bald ſaß ex inmitten des Kreiſes vor der fla>ernden Flamme und nahm Theil an dèm Geſpräche. Natürlich fam daſſelbe au<h auf den Beſiber der Abtei und das ein= ſame Leben, - welches er führte. -
„Immer war das nicht ſo,“ ſagte der alte Haushof= meiſter, ſeine Pfeife ausklopfend, um ihr eine neue Ration Tabak zuzuführen. „Aberdeenhouſe hat einſt fröhlichere Tage geſehen. Damals ſaß Sir Francis auch nicht allein in ſeinen Gemächern. Eine liebe Hausfrau ſchaltete darin und um Beide ſpielte ein hübſcher, friſhwangiger Knabe —“
„Er ſtarb?“ fiel der Fremde fragend ein.
„Schlimmer als das! Ex gerieth in ſ{le<te Geſell= ſchaft. Er häufte Schimpf und Schande auf das “alte Haus, deſſen einziger Erbe er dereinſt hätte ſein ſollen. Six Francis Aberdeen that gewiß Alles, um ihn zu beſſern. Al3 jedoch jeglihe Bemühung fehlſchlug, blieb ihm nichts