Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
Kriminal-Novelle von B. v. Wolfshofer. 1ST
Mrs. Argyle zu feinem Haupterben eingeſeßt. Die beiden Töchter feines Bruders waren nux mit kleinen Legaten bedacht. Nux für den Fall, daß jener junge Univerſalerbe ſtarb, ſollten ſie ſi< in das Vermögen der Aberdeens theilen. Dann jedoch derart, daß Ellen, welche als die jüngere der Schweſtern noch unvexforgt in der Welt ſtand, weitaus am vortheilhafteſten bedacht war.
Sie konnte niht leugnen, daß ihr der Juhalt dieſes Teſtamentes bis auf den lebten Buchſtaben bekannt ge= weſen war, hatte Sir Aberdeen ihn doh dem Kapitän vollinhaltlich mitgetheilt. o
So war nicht nux das Werkzeug, ſondern auch das Motiv der That gefunden. Und beide führten mit bez harxrlicher Konſequenz auf dieſelbe Perſon hin — auf Ellen Aberdeen.
Was half es, daß ſie die That ableugnete, daß ſie die kleinen Hände rang, bis ſie bluteten, daß ſie thre langen, bläulich glänzenden Haare raufte. Die Verdachts= gründe wider ſie hatten ſi<h ſo ho< angeſammelt, daß es dem Gericht niht einfallen konnte, ſie auf freien Fuß zu ſehen oder gar von einer Verfolgung widex ſie abzu= ſtehen. '
Auf ein Verbrechen, wie es allem Anſchein na< Ellen Aberdeen begangen, gab es nur ein Urtheil — ſ{<uldig; nux eine einzige Strafe — den Tod.
Es wax möglich, daß Ellen Aberdeen die ganze Wucht des Geſchi>es, welches ihr bevorſtand, no<h niht einmal begriff. Abex ſchon das, was ſie exleiden mußte, ohne verurtheilt zu ſein, war hart genug. Sie war die Frei=