Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
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Kriminal-Novelle von B. v, Wolfshofer. 139
Schweſler, Mxs. Argyle. Während dieſe, zuerſt dur< die Erziehung, dann dur< den Gatten, welchen ſie ſih ge= wählt, mehr für die Sitten und Anſchauungen des Abend= landes gewonnen war, hatte ſi<h Ellen ſtets vorzugsweiſe als Jndierin gefühlt. So war ſie dex Liebling der Mutter geweſen; und wenn Mary den Erzählungen des Vaters von der Kultux und Macht ſeiner britiſchen Heimath lauſchte, ließ ſie ſich von der Mutter dafür die me= lancholiſchen, uralten Lieder des Wunderlandes Jndien vorſingen.
Von ihr hatte Ellen auch das ſeidenweiche lange Haar geerbt, das beinahe ſtahlblau blißte, wenn ein Sonnen= funke darüber hinwegglitt; die mandelförmigen Augen hinter den ſ{leierartigen Wimpern, vor Allem aber den bräunlichen Teint und die ſchlanken, geſhmeidigen Glieder, dexen edle Form ſelbſt dur<h die nordiſche Kleidung Europa’s nicht verde>t werden konnte.
Die exſten elementaren Ausbrüche des Schmerzes und dex Entrüſtung über das, was man ihx zumuthete, und die Behandlung, welche ihr widerfuhr, waren nun vor= über. Ein dumpfes Brüten folgte jezt. Dabei kauerte Ellen Aberdeen meiſt nah der Sitte Hindoſtans auf dem Fußboden, oder ſie ſang die ſüßen, melancholiſchen Weiſen, welche ſie daheim von der Mutter exlernt hatte.
Vernehmungen hatte ſie niht mehr zu beſtehen. Die Unterſuchung war geſchloſſen , die öffentliche Verhandlung ſtand bevor.
So flohen Ellen Aberdeen die Stunden, die Tage in jener eintönigen Leere dahin, welche nux der in ihrem ganzen