Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
142 ; Ein Schatten.
Ellen Aberdeen gelyncht, wenn ſie nicht dur< die Mauern ihres Kerkers geſ<üßt worden wäre.
Dieſe Bewegung brachte itbrigens eine ſeltſame Wir-= kung hervor, Denn während bisher die Vertreter dex Juſtiz bei den erxdrü>enden Verdachtsmomenten keinen Augenbli> an die Möglichkeit dachten, daß Ellen Aberdeen gleichwohl unſchuldig ſei, ſtußten fie nunmehr mit einem Male. Es fonnte ihnen nicht entgehen, daß dieſe Be= wegung gegen die Angeklagte gemacht erſchien, daß der Haß des Pöbels gewaltſam und mit Bedacht geſchürt ſei. Es tvaren andere, noh ſchändlichere Verbrechen begangen worden, ohne daß die Wogen des Volksunwillens auch nux im Entfernteſten ſo heftig gebrandet hätten.
Wer in aller Welt konnte ein ſo großes Intereſſe daran nehmen, daß Ellen Aberdeen ſchuldig geſprochen werde!
Sie kannte — ihre Schweſter ausgenommen — kein einziges Weſen in ganz England. Sie beſaß keinen Feind. Wenn ſie alſo ſo wider alles Maß von der Oeffentlichkeit gehaßt und verfolgt wurde, mußte dahinter ein Grund verborgen ſein, welcher es wohl verdiente, daß die Juſtiz alle Mühe daran ſeßte, ihn zu erkennen und bloßzulegen.
Mrs. Argyle freute ſih, als ſie dieſe Anſichten in
einer Broſchüre niedergelegt fand, welche ihr von unbekann= ter Seite übermittelt wurde.
Die arme Mes. Argyle! Sie litt vielleicht mehr als Ellen ſelbſt. Denn ſie mußte alle jene vagen, unſinnigen Gerüchte vernehmen, welche niht bis zu den Ohren der Schweſter dringen konnten. Ja, man machte es ihr ſogar