Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
146 Ein Schatten.
habe i<h zu Jhnen Vertrauen. Aber das, was ih meine, iſt ſo nichtsſagend, ſo unbedeutend, daß die Perſonen, welchen ich bizher davon Mittheilung gemacht, mich gerade= zu verlacht haben.“
„Was kann das fein?“
„Ein Schatten —“
„Ein Schatten?“ wiederholte dex junge Advokat erz ſtaunt.
„Jawohl. Jh ſah ihn in dem Moment, als ich ex=wachte, um mein Kind ermordet zu finden. Sie wiſſen, daß der Schre> übex die That, welche eben geſchehen ſein mußte, meinen Geiſt derart umnachtete, daß ih ſofort in eine tiefe Ohnmacht fiel. Nichts, abſolut nichts weiß i<! An nichts erinnere ih mi, als an einen Schatten.“
Und als Edward Poë ſinnend ſchwieg, fuhr ſie leh= haft, ja leidenſchaftlich im Tone fort: „Jh ſehe ihn no< deutli<h, E32 war der Widerſchein einer großen männ=lichen Geſtalt, die eben davon eilte. Man hatte wohl wahrgenommen, daß ih erwacht ſei, und da hatte man allen Grund, den Schauplaß der verruchten That ſo {nell wie möglich zu verlaſſen. Jh habe das au<h dem Unterſuchungsrichter mitgetheilt, in deſſen Händen ſi<h vor=läufig das Geſchi> meiner Schweſter befindet. Er hat mit den Achſeln gezu>t und gemeint, das ſei wohl nur ein Gebilde meinex Phantaſie geweſen, ein Produkt des ängſtz lich erregten Zuſtandes, in welchem ih mich damals bez funden. Andere waren weniger rü>ſichtsvoll in der Beurtheilung dieſer meiner Auêſage. Man ſchalt mich, daß i< die Wahrheit verdunkeln wolle. Jener Schatten ſei