Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
150 Ein Schalten.
lernte. Als Vertheidiger mußle ex ja ſo oft zu ihr ge= laſſen werden, als es Einem von ihnen Beiden nöthig erſchien. Da konnte ihm denn die Reinheit im Charakter des Mädchens nicht verborgen bleiben; au<h ein minder geſhärfter Blik, als ihn Cdward Poë beſaß, hätte exkennen miiſſen, daß an den Händen Ellen's auch nicht ein Tropfen Blut klebte.
Dieſe Ueberzeugung wuchs bei ihm in demſelben Maße, wie andererſeits ſeine Ausſichten ſchwanden, ein freiſpre= endes Urtheil für ſeine Klientin zu erwirken.
Die Anzeichen für ihre Schuld — das mußte ex ſich ſelbſt geſtehen — waren in erdrü>ender Weiſe vorhanden, während ſich zu ihrer Entlaſtung nichts vorbringen ließ, abſolut nichts, als etwa ihre Jugend und das ſchuldlofe Leben, welches ſie bisher geführt.
Allerdings war ein einziger Umſtgnd vorhanden, welcher günſtig für Ellen Aberdeen in die Wagſchale hätte fallen können — jener Schatten, wel<hen Mxs. Argyle in der Mordnacht geſehen haben wollte.
Die Erzählung hatte Edward Poë's ganzes Intereſſe erregt. Er untexließ deshalb nicht, die genaueſten Nach-z forſhungen anzuſtellen, wer etwa in jener Nacht im Hotel geweſen ſei. Er ſcheute ſelbſt eine Reiſe nah Dover nicht.
Aber das Alles brachte niht Klarheit in die Angelegenheit. Muthlos, unverrichteter Sache kehrte der junge Advokat na< London zurück.
Er kam nachgerade ſelbſt zu dem Schluſſe, daß jener Schatten nurx ein Produkt der Erregung geweſen ſein müſſe, von wel<her Mrs. Argyle in jenem Moment befallen war.
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