Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
Roman von Georg Hartwig. 17
hinein, Ausdru> junoniſ<h großartig — brrx, um Gotles willen nux keine Heren oder Minerven zur Freundin be= gehvren. Gegenſäbßlich präſentirt ſich die ſtülpnaſige Schön= heit, Teint an Bliimchenkaffee exinnernd, Mund groß ge= nug, ziweiunddureißig Perlen auf einmal zu zeigen, Stirn niedrig und kreisrund, voller baro>exr Einfälle, Tempexa= ment heiß und Lippen kirſchroth —“
„Nun?“ forſchten Freiberg und Jrma lachend wie aus einem Munde, al3 Dreyſing ſto>te und ſich bedenklih am Ohx zupfte.
„Fort damit! Der Zauber iſt gefährlich, aber ex hält niht vor. Stülpnaſige Profile ähneln ſehr bald der Fledermausſ{hönheit. Dieſe Weiber haben überhaupt etwas Vamdpyrartiges an ſi<. Kommt Numero drei, die ge= mäßigte Schönheit, welche Temperament und Seelenadel in dem kühnen Shwung ihrer Augenbrauen vereint —“
„Lieber College,“ unterbra<h ihn der Amtsrichter, als er bemerkte, daß der Juſtizrath Jrma’s Bild zu zeichnen begann, „ich gebe Jhnen die Verſicherung, daß Fräulein Werner in keine Jhrexr Kategorien hineingehört.“
„Graf Freiberg, Jhre Meinung!“ rief Dreyſing leb= Haft.
Dieſer lächelte, dann ſagte ex: „Ein Madonnengeſicht, Heurr Juſtizrath.“
„Alſo Numero vier! Warum ließ man mich niht ausreden? Sehr rührend, ſehr lieblich, aber regungslos, ohne Ebbe und Fluth —“
„Betroffen !“ fiel Jrma faſt jubelnd vor Vergnügen ein.
Bibliothek, Jahrg, 1886, Bd, IL, 92