Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
70 Dex Talisman des Weibes.
Exte ftünſtleriſches Schaffen, und ſiehe da, die Morgenvöthe des neuen Tages fand den leicht gewobenen Schleier maigrünen Blätterſchmuckes völlig entfaltet.
Hans Meiſchi> hatte zum erſten Mal eine Ausfahrt in's Freie unternehmen dürfen, als ex, heimgekehrt, den Juſtizrath zu ſich beſcheiden ließ. Seine Stimmung, ſeit jener erſchütternden Kataſtrophe ohnehin wenig mittheil= ſam, hatte in den lehten Lagen die bekannte ironiſche Färbung angenommen, welcher ſtets ſeeliſche Erregungen zu Grunde lagen. Dieſe Erregung gab ſi<h au< in den Geſpräche kund, das er am Nachmiltage nach ſeiner Aus= fahrt mit Lante Käthe führte und das der Eintritt des Juſtizraths untexbrach.
„Gut, daß Sie endlih kommen, Herr Juſtizrath,“ rief Meiſchi> ihm entgegen. „J< wollte Jhnen Vollz macht geben — nein, bleibe!“ ſagte ex furz, als die Stift2= dame Anſtalt machte, ſich zurückzuziehen, „cs iſt fein Gez Hheimniß, und Du haſt das Recht, endlich flax zu ſehen.“ Ex ging na< ſeiner Gewohnheit zur Beruhigung etliche Male im Zimmex auf und nieder. Dann blieb ex hart vor Dreyſing ſtehen und fagte ſ{hrof: „Jh beabſichtige eine Scheidung von meiner geweſenen Frau. Leiten Sie dieſelbe ein !“
„Hm!“ Der Juſtizrath nahm mit aller Bequemlich=z feit Plab, nachdem ex Tante Käthe freundſchaftlich be= grüßt hatte. „Erlauben Sie mir, Jhnen zu bemerken, daß der Antrag von Seiten Jhrer geweſenen Gattin be= reits vor zwei Monaten ergangen iſt.“
Dex Amts3richter exbleichte ſihtli<h. Ein Sturm von