Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
Roman von Georg Hartwig. Tt
erhielt, ſtatt des Frühmahles ein Abendeſſen herzurichten, da er mit eigenem Fuhrwerk gegen Mitternacht in Sitt-= lingen einzutreffen beabſichtige.
Dieſer erſte Schlag wirkte recht abkühlend. Um Mitter= naht! Welcher vernünftige Menſch reist mit theuxem Miethswagen in der Finſterniß, wenn er es bei Tage mik der fahrplanmäßigen Poſt billiger und beſſer haben kann! —
Noch hallte der zwölfte Schlag vom RNathhausthurm in den nebelſ<hweren Lüften wider, da rollte eine gede>te Kutſche denſelben Weg hinauf, welcher einſt Freiberg's luſtig läutenden Schlitten hatte dahinſauſen ſehen, und hielt unter den vereinzelt erleuchteten Fenſtern am Markt= plaß. Meiſchi>, von dem gut inſtruixten Hausmädchen freudigſt begrüßt, ſtieg wortkarg dankend aus, dagegen bez rührte ihn der Ueberraſhungsſhrei äußerſt unangenehm, mit welchem dieſe enragirte Sittlingerin das Vorhandenſein der beiden niht im Programm ſtehenden Damen kon= ſtatirte.
Tante Käthe, von ihrem Neffen ſorgfältig geführt, betrat mit tiefer Wehmuth die Schwelle wieder, welche ſie vor Jahresfriſt bangen Herzens verlaſſen. Jm Salon droben ſtanden ſi< alle Drei eine Weile ſtumm einander gegenüber. Dann ergriff der Amtsrichter zugleich ihre und Margarethen8 Rechte und drückte ſie innig.
„Euch danke i<h mein Leben! Fhr gehört zu mir, wie ih zu Euh! Jhr nahmt die zerſtörende Bitterkeit aus meiner Seele, welche mi<h im beſten Fall zum Einſiedler, zum Menſchenfeind gemacht hätte. Daß ih noh an Frauen= treue, Manneswort und Tugend glauben kann, iſ Euer