Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
82 Der Talisman des Weibes.
der darauf folgenden Nacht machte dieſer getwiſſenloſe Barbar ſeiner unglüc>lic<hen Gattin den Vorſchlag einer Trennung, nachdem ex ihr ſeinen Entſchluß kund gethan, niemals von Margarethe laſſen zu wollen. Daher die Flucht Jrmengard's. Das Duell war vom Grafen Frei= berg þrovocirt worden, niht von dem Amtsrichter. Was dann folgte, wax lediglich die Fortſehung der alten Be= ziehungen geblieben, nur mit dem Unterſchied, daß Meiſchi eine Liebſchaft mit Margarethen bequemer fand, als eine legitime Verbindung, welche nah dem Vorgefallenen doch nur leere Form geweſen wäre
In dieſem Tone bewegte ſi<h die Unterhaltung einer ſtattlichen Geſellſchaft im Kaffeegarten des Städtchens, als Meiſchi>, vom Spaziergange ermüdet, durch die Hinter= pforte deſſelben eintrat und, um einer läſtigen Begrüßung zu entgehen, ſi< ſill und ungeſehen in einer ſchattigen
Laube niederließ. E Naſtlo3 arbeiteten die Zungen nebenan weiter in dem allbeliebten Thema. Der Amtsrichter unterſchied Stimmen und Worte deutli<h genug, um feinen Ruheplaß zu ver= wünſchen, als plößli<h ſein Name, von den ſcharfen Lippen der Apothekerin genannt, an ſein Ohr drang. Unfreiwillig ſauſchend ward er Zeuge der Ehrenkränkung, die Mar= garethe um ſeinetwillen erfuhr. Es überlief ihn heiß und falt bei dieſem widerlihen Gemiſch von Bosheit und Un= vernunft. Wie ſollte er dagegen ankämpfen? Warum kam ihm erſt jezt der Gedanke, ſo manche wunderliche Anſpie= lung auf dieſe ſ{mußige Quelle hinzuleiten ?
Ein ſchallendes Gelächter riß ihn aus ſeinen Grübeleien.