Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
86 Dex Talisman des Weibes.
„Du verzetihſt, Tante,“ ſagte ex ſchnell gefaßt, „Mar= garethe tvird mix heute ihren Arm geben!“ Ohne Zögern ergriff ex ihre Hand, welche ſie in wortloſem Staunen nicht einmal zurü>zog, legte dieſelbe feſt in ſeinen Arm und ſchritt vollends der Stadt zu.
Vor dem Thore ſtießen alle Drei mit dem ganzen Damenſchwarm aus dem Kaffeegarten zuſammen. Das war ein Anſtoßen und Augenzwinkern, Raunen und Er= ſtaunen! Auf ſolchen Anbli> war Niemand gefaßt ge= weſen. Der kalte Gruß von Seiten des Amtsrichters, das zum Mitleid neigende Lächeln Lante Käthe's blieben un= beachtet, nur Margarethens Heiße Röthe, die ihr ſelbſt ganz unerklärli<h dünfte, feſſelte die liebevolle Aufmerkſam= keit des ewig Weiblichen. —
Zu Hauſe angekommen, begab ſi< Meiſchi> ohne Verzug in das Wohnzimmer ſeiner Tante und offenz barte mit überzeugender Kürze die Abſicht, um Marga= rethens Hand werben zu wollen. Mochte ex au< den wahren Grund ſeiner Werbung verhehlen, Tante Käthe's Scharffinn ließ ihn ſih niht unterſchlagen, wenn ſie auh feinfühlig darüber ſ<wieg. Sie war ebenſo aufrichtig über= raſcht von dieſer neuen Wendung der Dinge, als bekümmert um deren Ausgang, und verſchwieg ihrem Neffen feinesveg8, daß fie ihn für einen der am ſ{hwerſten zu befriedigenden Ehemänner halte.
„Du ſagſt, Dein Entſchluß ſei unwiderruflich, i<h will es glauben, aber i< fürchte, daß Du ſelbſt nicht immer an dieſe Unwiderruflichfeit glauben wirſt. Du behaupteſt, für Deinen guten Willen einſtehen zu können, aber wer