Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
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Roman von Georg Hartwig. 35
Langſam verglomm der lehte Streif des Abendrothes
am Horizont, als Meiſchi> erſchöpft den Rückiveg ein= ſ{lug. Sein Entſhluß war gefaßt, aber was ihn der= ſelbe getoſtet, las man in der Bläſſe ſeiner Züge, aus dem ſcharfen Zuſammenpreſſen der Lippen, aus der Hoch= fahrenden, ſ<hroffen Haltung, die ihn in Sitktlingen nicht mehx verlaſſen follte.
Einen Stich gab es ihm durch das Herz, als ex plöß= lich dit vor ſi<h Tante Käthe’'s hohe Geſtalt neben Margarethe aus dem Gebüſch auftauchen fah. Jhr freu= diger Zuruf verleßte ihn faſt wie ein körperlicher Schmerz. Dennoch ging er Beiden ohne Verzug entgegen.
„Höre, lieber Neffe,“ ſagte die Stiftsdame, „es iſt nicht kameradſchaftlih von Dix gehandelt, für den ganzen Nachmittag zu verſhwinden und uns zuglei<h in Sorge und Neid zu vexrſeßen. Jh hoffe, Du trägſt keine welt= umſtürzenden Gedanken mit Dix hexum und geſtatteſt uns ſimplen Hausblümchen jeht, Dich heim zu begleiten ?“
Ex lächelte gezwungen. „Wer weiß! Weltumſtürzende Gedanken, nein, aber vielleicht doh umwälzende! Guten Abend, Margarethe !“
„Sie ſind angegriffen vom weiten Gang?“ ſagte ſie beſorgt.
Wie ſie jeßt vor ihm ſtand, treuherzig, liebevoll, makfel= los, überfam ihn eine tiefe Rührung. Jedes giftige Work brannte ihm von Neuem in der Seele, ſo daß er den Bli> unwillkürlih vor ihr zu Boden ſ{<lug.
Tante Käthe trieb zum Aufbru<h. „Es, wird kühl! Das iſt nichts für Dich, Haus!“