Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

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Roman von Georg Harlwig. 91

ehrung nie bemerkt, nie, Margarethe? Beſinne Dich! Nie, ſo lange Du bei ihm weilſt?

Was glaubſt Du!“ rief Margarethe, wiedex erheitert aufſchauend. „Bin ih doh ein verſtändiges Mädchen ge= worden! Wie würde ih es gewagt haben, ihm mit meiner Bewunderung läſtig zu fallen, für ſo unbeſcheiden wirſt Du mich hoffentlih niht gehalten haben, Tante Käthe! Das mußt Du mir auf der Stelle verſichern, ſonſt müßte ih mich ja vox dem Herrn Amksrichter ſchämen |“

„Nein, mein Herzenskind !“ rief Lante Käthe voll in= niger Freude, ihren Liebling feſt in die Arme ſchließend. „Das aber weiß ih nun: Du biſt meinem Neffen herz= li zugethan — zu ſeiner großen Freude! Sieh, er hat mich beauftragt, den Zuſtand Deines Herzens zu erforſchen, um Dir die Bitte nahe zu legen, ſeine Gattin —*

Margarethe ſtieß einen Schrei aus und ſprang empor, ebenſo ſchnell aber ſank ſie wieder zu Tante Käthe's Füßen nieder und drü>te ihr heißes Antliß in deren Schoß.

„Du brauchſt nicht zu erſchre>en, Kind !* beruhigte ſie die Stiftsdame, ſelbſt tief bewegt. „Jh Habe nur hinzu= zufügen, daß er mir ſein Wort gegeben hat, Dich treu durch's Leben zu führen. Von feinem Herzen — Du kennſt deſſen friſhe Wunde — darfſt Du vorderhand keine Leiden= ſchaft exwarten. Stille, innige Zuneigung, mein Liebling, iſt zuweilen ein beſſerer Anfang für die Che, als ſtür-= miſche Hingebung. Wirſt Du damit zufrieden ſein können und bleiben?“

„O, ſo ſehr, Tanlchen !“ flüſterte ſie unter Thränen des Glüdes. „Jch will Alles aufbieten, ihn ſein Unglück