Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
16 Der Talisman des Weibes.
Die Hausfrau drohte ihm ſchexzend über die Tafel hinweg. „Sie Undankbarer! Habe ih nicht dieſen tief ſinnigen jungen Mann um Jhretwillen geſcholten, weil er niht weiß, welches muſikaliſche Genie in Jhnen ſte>t, und weil er von dér beglü>enden Perſpektive, welche Sie unſeren etwas monotonen Abenden für die nächſte Zeit eröffneten, feine Notiz nahm?“
„Séhx gnädig in der That, wenn es nicht von Seiten des Herrn Grafen Hochverrath geweſen wäre, neben einer ſolchen Nachbarin in Träumerei zu verſinken !“
„Wovon war denn die Rede?“ fragte Freiberg eifrig.
„Zux Strafe ſollen Sie jeht erſt meine Neuigkeit in Empfang nehmen!“ ſcherzte Frau v. Paſſevini, während ſie mit geſuchter Langſamkeit eine Mandel verzehrte. „Nur Geduld !“ :
„Jh brenne vox Verlangen!“ betheuerte der Graf lachend. „Gewiß und wahrhaftig !“
„Vielleicht dürfte ich inzwiſhen —“ ne>te Herr v. Ex= leben ſeine liebenswürdigè Wirthin.
„Kein Wort! Bei meiner Ungnade! Dieſe ſenſationelle Nachricht ſoll den Grafen meinem Hauſe dankbarlihſt ver= pflichten.“
„Frau Baronin, Sie beſhämen mi!“
Die Mandel war verzehrt. Frau v. Paſſevini ſchob den kleinen, bunten Teller zurü> und begann ein ihr un= entbehrlihes Fächerſpiel , welches ihre vollen Arme ſowie die ſchöngeformten Hände zux beſten Geltung kommen Ließ. :
„Wenn ich ſagte, daß es meine Abſicht ſei, Sie unſerem