Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
Roman von Georg Hartwig. 17
Haufe,“ hier wies ſie mit zuvorkommender Kopfbewegung auf den Legationsrath v, Paſſevini, welcher zwiſchen Herrn v. Exleben und ſeinem erſten Sefretär Plaß genommen halte, „zu verpflichten, ſo drücke i<h damit vielmehr die Hoffnung aus, daß Sie mir in der Erſüllung einer ſ{hweren Pflicht rilterlih zur Seite ſtehen wollen !“
Sie blickte fragend zuerſt über die ganze Tafelrunde, bis ihre Augen auf Freiberg haften blieben.
„Bedarf es einer Verſicherung, Frau Baronin?“ erz wiederte dieſer galant.
„Sehr gut! OD, ih ſehe der Zukunſt bedeutend er= leichtert entgegen! Nun alſo: wix erwarten in den nächſten Tagen den Beſuch einer Nichle meines Gemahls —“
„Vergiß nicht hinzuzufügen, meine theuxe Bella,“ ſchaltete Herr v, Paſſevini dazwiſchen ein, „daß Deine Nichte jung, ſchön und geiſtig ungewöhnlich begabt iſt |“
„a doh, ja!“ ſeufzte die Baronin. „Das Leßtere beunruhigt mich ja ohne Ende! Dieſes wunderbare Mäd= hen intereſſirt ſih für die Genüſſe dex großen Welt gar nicht, Scherz und Spiel ſind ihr verhaßt, und die leicht= ſebige männliche Jugend, ja, meine Herren, ih darf es “ nicht verſchweigen, hat von ihr nux die abweiſende Kälte dex allerfroſtigſten Göttin Minerva zu gewärtigen !“
„Meine theuxe Bella, Du ſiehſt zu ſchwarz!“ beruhigte der Legationsrath ſeine in dex That zaghafte Gemahlin.
„Gäbe es dex Himmel! Mix bangt ſ{<hon im Voraus vor ihrer ſcharfen Kritif meiner fleinen harmloſen Freuz den! Graf Freiberg, ih zähle zuverſichtlih auf Fhren Beiſtand !“ /
Bibliothek, Jahrg. 1886. Bd. 11. 9