Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
Von Aug. Scheibe. : IE
Anbruch der ungünſtigen Jahreszeit die Menſchenwelle ſih verläuft, wenn die zahlreichen freundlichen Villen ſich wie= der auf neun Monate ſchließen, wenn das Geräuſch des großen „Jahrmarktes der Eitelkeiten“ verſtummt, hat der ganze Trubel auf den wortkargen Normannen kaum einen anderen Eindru> hinterlaſſen, als etwa eine Verſchärfung ſeines ohnehin fehr ſtarken Erwerbstriebes. Ex iſt im Ganzen fein ungefälliger Wirth, und ſeine Familie läßt cs an Artigfeit gegen die Fremden, die ſo viel Geld in's Land bringen , nicht fehlen, aber der Anbli> des bunten, müheloſen Lebens hat feinen Einfluß auf ſeinen angebore= nen Charakter. Wenig angezogen dur<h Tand und Luxus, richtet ſi ſein ſcharfer Blik hinaus auf ſein eigentlic{es Element, die See, die ſi< bald untex dem Schleier wehen= der Nebel verbirgt, bald im Flammenſcheine der Sone blibt und funkelt, bald in ſchaumgefkrönten Wellen heran= ſtürmt, um ſich donnernd am Geſtade zu brechen — die Stimme des Meeres allein iſs, welcher er verſtändniß= voll lauſcht.
Und dieſe Uebereinſtimmung des Volkes mit dem Lande verleiht dex Gegend zum Theil jenen maleriſchen Reiz, welcher zuerſt eine Kolonie von Künſtlern nah den Küſten der Normandie führte. Denn mögen die Fiſcherboote mit der Ebbe hinausfegeln, mit der Fluth heimkehren , oder mag ſich der noh naſſe Strand durch die grauen Geſtalten der auf den Schalthierfang ausziehenden Frauen und Mäd= chen bevölkern, immer iſt es ein lebensvolles, intereſſantes Bild, das ſi<h dem Auge darbietet.
Die Mündung des Seinefluſſes ſcheidet die Normandie