Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
222 Fiſchexleben an den Küſten dex Normandie.
in zwei Theile, deren Geſtade in ihrer Formation tweſent= lich verſchieden ſind. An der kinksſeitigen Küſte fenkt ſich zwiſchen braunen Klippen an vielen Stellen ein niedriger Strand hinab zum Waſſer, und aus dieſer Geſtaltung, welche die Fiſcherboote zwingt, weit draußen zwiſchen den Felſenriffen Anker zu werfen, entwi>elt ſih ein ungemein charakteriſtiſches Leben und Treiben, an dem die Fraueit hervorragend Antheil nehmen.
Bei eintretender Fluth begibt ſich die Frau, welche das Amt des Ausgu>ers verſieht, mit einem Fernrohre bez waffnet auf ihren Poſten auf einer der Klippen. Sie erz ſpäht die heimkehrenden Fiſcher lange vorher, che ſie dem bloßen Auge fichtbar werden, und die Kunde von ihren Kommen fliegt ſhnell durch's Dorf. Weiber und Kinder barfuß und in klappernden Holzſhuhen — eilen herbei, und nah und nach tauchen die Segel, von denen man jedes einzelne aus weiter Ferne erkenut, am Horizonte empor. Näher kommend, nehmen die Fiſcher ihre Leinwand ein und rudern nah ihren Ankerpläßen. Jeßt iſt ihre Arbeit beendigt, während die der Frauen beginnt. Hochaufgeſchürzt waten die ſtarken Weiber durch das Waſſer hinaus nach den Booten, ſchaffen die mit Fiſchen gefüllten Körbe, einen nah dem anderen, au’s3 Land, ebenſo die Nebe und ſonſtigen Geräthe, und kehren endlich ein leßtes Mal zurü>, um ihre Männex, die ſie zur Zeit der Abfahrt auf den breiten Schultern hinaus zu den Barken getragen haben, jeßt Huez pa> wieder auf's Trockene zu bringen. Hier nimmt dex Familienvater ſein Jüngſtes auf den Arm, ſeine übrige Nachkommenſchaft hängt ſi<h an Jacke und Hoſe, während