Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
Roman von Georg Hartwig. 21
Der Graf verbeugte ſich zuſtimmend. „Ohne Zweifel,“ murmelte er lächelnd bei ſich, „handelt es ſi<h wieder un die gefürchtete Anverwandte, deren ernſtere Leben8anſchau= ung der leichtherzigen Weltdame ſo ſchwere Skrupel ver= uxſaht. J<h wünſchte, Dreyſing übernähme dieſes Chrenamt für mi<h! Sein naturwüchſiger RNealismus würde am ſchnellſten die ſchadhafte Wurzel dieſex fxühreifen Philoſophin bloßlegen. Ach, wie gleichgiltig, wüßten es nur Alle,“ ſeufzte ex, fi<h na< der Bühne wendend, über welche der Vorhang jebt emporflog, „erſcheint mix das ganze weibliche Geſchlecht, ſeitdem ih Jrmengard verlor !“
Der Graf, erfüllt von dieſem Gedanken, lehnte ſich tief in ſeinen Seſſel zurü>, ſenkte die Augen zu Boden und ließ ſein empfindungsreiches Herz auf den Wozen einer unſterblichen Muſif willenlos treiben, als plößli<h ein ſauter und langanhaltender Applaus ihn widerwillig ſeiner Träumerei entriß. Fidelio hatte die Bühne bez treten.
Eine herrliche, jugendfriſche Erſcheinung in ſchlichter Knabentracht, ſtand Garda Menari in der Mitte dex Scene.
Freiberg hatte nur flüchtig aufgeſhaut. Er kannte die Oper gut genug, um zu wiſſen, welche Nummer jeht folgen mußte, das Quartett: „Mix iſ ſo wunderbar“ Sein Augenglas blieb unberührt.
Seinen ſtillen Gedankengang wieder auſnehmend, riß eine jähe Unruhe den Faden plößlih mitten entzwei. Ein ſeltſames Zucken und Beben in allen Fibern zwang ſeine Aufmerkſamkeit jenem Weibe zu, das mit einer Fülle