Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
22 Der Talisman des Weibes.
ſüßeſter Töne Aller Herzen begeiſterte und rührte. Welch! eine Stimme! Aber wunderbar, der Graf glaubte ſich ſinnverwizrt, er kannte dieſe Stimme, ja, ex hatte ſie ſhon gehört — fein Jrrthum! Abex wo? Wann? Zum Traum? Weit beugte ex ſich über die Brüſtung der Loge, ſein Auge hing ſtarr und immer ſtarrer an Garda Menari's liebreizendem Munde. Dieſe Täuſchung war Höllenſpuk! Er riß ſein Glas mit leidenſchaftlicher Ge= walt an die Augen. Ein Moment noh, und Freiberg ſank zurü>.
Garda Menari war — Jrmengard, ſeine tief betrauerte, heiß bemitleidete, ſehnſüchtig geſuchte Jrmengard !
Da flammte Zorn und vorwurfsvolle Bitterkeit wild in ihm empor. Genarrt von Jahre langem Wahn, hinter= gangen von liebgewonuenen Bildern, ſah der Graf mit einſhneidendem Schmerz die Geſtalt ſeiner Träune ver= ſinken. Jrma, ſeine Jrma eine Sängerin — eine Theater= prinzeſſin! Er fühlte ſi<h erkältet, abgeſtoßen bis ins innerſte Mark. Faſt verwirrt hielt ex Umſchau in den athemloſen Reihen, als könne ex dieſe andachtsvolle Auf= merkſamkeit niht begreifen. Aber die Gewalt der ſich immer kühner, feſſelloſer aufſhwingenden Töne zog ihn unividerſtehlih in den Bann des zauberſchönen Weibes zurück. Jhr Heißes Flehen zur Hoffnung riß die empfan= gene Wunde ſ{hmerzli< tiefer .
Der Graf zuæ>kte zuſammen. Jrmengard hatte zu ihm aufgeſchaut. Nein, er wollte nicht mehr von ihr erkannt ſein, nie, nie mehr! Aber indem er es dachte, bog ex ſih unwillkürlich jenem ſtrahlenden Blik näher entgegen,