Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
Roman von Georg Hartwig. 23
der \vieder und immer wieder den ſeinen ſuchte. Welche Wandlung! Freiberg hörte allmählig auf, ſi von ſeinen Empfindungen Rechenſchaft zu geben. Die tyranniſche Macht des Genies, ſein jugendli<h wallendes Blut, ja ſelbſt der eigene urſprüngliche Wideriville umgarnten ihn mit ſüßen Banden, ließen ihn fürchten, zittern und zuleßt beglüdt ſein in dem Gedanken, daß er dieſes reizvolle, viel bewunderte Weib in kurzer Friſl liebkoſend am Her= zen halten werde, einſam und ungeſtört. Nicht entfernt tauchte ihm ein Zweifel auf, ob das, was er für Jrmengard momentan fühlte, wahre Liebe ſei oder nur -plößlich aufflammende Leidenſchaf\t.
Der Vorhang fiel — die Oper war zu Ende. Das Publikum , geſättigt von erhaltenen Eindrü>en und Beiz fallsbezeugungen, crhob ſich.
Freiberg ſchaute flüchtig zur Loge hinüber, wo Frau y. Paſſevini ſich no< angelegentli<h mit dem begeiſterten Präſidenten v. Exleben unterhielt, während der Legation®= rath vergebliche Anſlrengungen machte, den buntgeſti>ten Theatermantel ſeiner Gemahlin um deren Schultern zu legen. Jhrer ſtummen Aufforderung jet noh nachzukom= men, fiel dem Grafen nicht ein. Ex eilte vielmehr nach einer Seitenpforte des Theaters, woſelbſt der Wagen für Garda Menari bereit ſtand. Zwei Frauengeſtalten traten auf die Straße hinaus, Beide dicht verſchleiert und umhüllt gegen die falte Nachtluft. Er konnte Frmengard niht untev= ſeiden, nur an der Stimme, mit welcher ſie einen Befehl ertheilte, erkannte er die Längſtgeſuchte. Kaum war der Schlag zugeworfen, als Freiberg einen voriberrollenden