Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
24 Der Talisman des Weibes.
Fiaker anhielt und hineinſpringend dem Kutſcher befahl, jenem erſten Fuhrwerk auf der Spur zu bleiben.
Faſt gleichzeitig hielten beide Gefährte vor einem ſtatt= lichen Hauſe an, deſſen Beletage dur<weg hell erleuchtet var. Garda Menari ſprang leicht wie ein Vogel zur Erde, und den Moment benußend, wo die Hofe noh mit dem Garderobenkorbe beſchäftigt war, eilte der Graf ſeiner Geliebten nah in den Flux und weiter, die Stufen hin= auf , dur das offen gelaſſene Entrée in den mit Behag= lichkeit au8geſtatteten Salon.
Die junge Frau, noc erregt von den Erfolgen ihrer herr= lichen Leiſtung, beſtürmt und gemartert von überwältigen= den Erinnerungen, welche Freiberg's unvermutheter Anblick in ihr wachgerufen, fühlte beim Eintritt in ihr ſtilles Reich eine unbeſchreibliche Leere wie eine Todtenhand über TOYS heißes Herz ſchleichen. O, jeßt allein bleiben zu müſſen, ivo ſie den Freund mit vollſter Jnbrunſt herbeiſchnte !
Haſtig ſchleuderte ſie den Mantel bei Seite, die weiß= ſeidene Kapuze, daß ihr nurx loſe aufgeſte>tes Haar ent= feſſelt über Schultern und Naken floß, dabei warf ſie einen Vli> in den Pfeilerſpiegel, und —
„Freiberg!“ ſchrie ſie auf. „Botho Freiberg !“
Der Graf war Mann, jung und leidenſchaftlih. Ex überhörte die ſonſt rege Stimme der Pflicht und der Vernunft in dieſem himmliſchen Freudenruf. Zu Jrmengard ſtürzte ex, und ihre beiden Hände an die Lippen preſſend, fank ex zu ihren Füßen nieder und dritte ſeine fiebernde Stirn in die kühlen Falten ihres Gewandes.
Mit feuchten Augen, ſprachlos vox Betvegung, ſtand