Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
Roman von Georg Hartwig. ' 41
träumte? Was ſehen Sie mich denn ſo ſ{<hulmeiſterli<h ſtrenge an? Freiberg iſt ja au< hier, er wird bald kom= men — wahrſcheinlich gerade, wenn i< zur Probe fahren muß!“ So plauderte ſie fort, die Hand des Freundcs nicht eher freigebend, bis er neben ihr ſaß.
Dem Juſtizrath war ganz eigen zu Muth. Ex wollte ſtrenge Unparteilichkeit bewahren und enlde>te mit Ver= druß, daß er auf dem beſten Wege wax, ſeiner reizenden Nachbarin Wort für Wort zu glauben. Er konnte es nicht unterlaſſen, Jrma’s Hände väterlich zu ſtreicheln und ihre warmen Verſicherungen unverbrüchlichex Anhänglichkeit mit den aufrichtigſten Dankesworten zu erwiedern. Freiberg?s geſtrigex Paroxysmus fam ihm völlig begreiflich vor, als ex dieſes jugendſhöne Weib, ſ{hmu>- und kunſtlos, im an= ſchmiegenden Morgengewande vor ſich ſah, das üppig herz vorquellende Haar mit ſ{<hli<tem Band im Na>en zurü= achalten.
Sie unterbrach ſeinen ſtillen Gedankenflug mit ſilber= hellem Lachen. „Das hätten Sie wohl niht geglaubt, als wir uns damals in Kronthal zuleßt Lebewohl ſagten ?“
„Nein, denn ich hegte die Zuverſicht, daß Sie mehr Vertrauen zu mir haben würden! Es hätte Jhnen vielz leicht Manches erſpart bleiben fönnen bei denſelben Er= folgen!“ entgegnele ex warm.
„Alſo Sie brechen nicht den Stab über mi<h und meinen Beruf?“ fragte ſie na<hdrüd>li<.
„Nein! Wer thut es denn ſonſt ?“
Sie dachte flüchtig nah. „Vielleicht Freiberg !“
Ex wurde aufmerkſamer. „Woraus ſchließen Sie das?"