Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
O Der Talisman des Weibes.
„Je nun, mir ſchwirren einzelne ſeiner Aeußerungen dur< den Kopf. Aber i< bin eine Thörin,, jeht leeren Grübeleien na<zuhängen, wo Sie das Anrecht auf vollſte Befriedigung Jhrer Neugier haben. Soll ih Jhnen er= zählen, was Freiberg ſchon geſtern Abend von mir ver= nommen ?“
Dreyſing überlegte, ob ex ſeine Kenntniß eingeſtehen ſollte oder nicht, indeſſen fand ex es unerläßlich, eine Aufklärung jener beiden ihm aufgefallenen Widerſprüche in Jrma's Charakter auf dieſem Wege anzuſtreben. „Wenn Sie die Mühe niht ſ<heuen, mir auch die kleinſte Regung Jhres Herzens dabei zu enthüllen, ſo könnte allerdings eine Geſchwindbrü>e geſchlagen werden , welche jene lebte Stunde in Kronthal mit der augenbli>lichen folgerichtig verbindet. Jh bin Zeit meines Lebens ein ſ{le<ter Neuigkeitsjäger geweſen, und wenn Sie mir ſagten: ih habe nur einige Daten anzuführen, ſo würde ih darauf antworten wie der Sohn des vielgelehrten Jſrael von Saragoſſa: Laſſ” die Daten und die Juden!“
„Freiberg,“ fiel fie ein, „wollte umgekehrt Ereigniſſe hören, feine Beweggründe. Aber Sie dürfen nicht ex= ſchre>en, wenn ih Jhnen jene Quelle nenne, aus welcher ih no< heute Entſchlüſſe, Thatkraft und eine Alles über= windende Energie ſ{<öpfe !“
Der alte Herr wandte ſi< {nell auf ſeinem Seſſel um, ſo daß er Jrmengard's ſprechendes Antlib, von der
“ Frühſonne beleuchtet, andauernd im Auge behielt.
Und ſie erzählte. Der Fnhalt ihrer Worte war frei=
lich derſelbe, aber dieſe ſelbſt glichen den geſtrigen wie