Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
46 Der Talisman des Weibes.
er — a<, weshalb Jhnen das erzählen!“ unterbrach ſie ſich muthwillig. „Von ſolchen ſchönen Dingen verſtehen Sie, alter Hageſtolz, ja doh nichts — ſchade um jedes Wort! Jh wette, dieſer Strauß ,“ ſie riß ihn dex ein= tretenden Zofe faſt aus der Hand, „beſtätigt meine Behauptung. Richtig, von Freiberg! Ein Briefchen auch! Um zwölf Uhr wird ex hier ſein! Da, leſen Sie einmal die Unterſchrift,“ lächelte ſie ſhelmiſch, Dreyſing das duf= tende Villet hinhaltend. „Was ſagen Sie jekt, Sie alter, lieber, fürſorglicher Brummbär ?“
„Daß Sie mich wahrſcheinlich verabſchieden werden Jhre Jungfer macht ſhon ein bedenkliches Geſicht,“ er= wiederte er ablenkend.
„Richtig, es iſt Zeit, mich zur Probe anzukleiden ! Morgen müſſen Sie mich als Donna Anna bewundern ! Welch? ein ſ{öner Strauß! Der gute Freiberg! Stelle ihn hieher, Suſanne, dicht vox meinen Plaß ! Auf Wieder= ſehen, mein Freund! Auf Wiederſehen!“ Sie eilte leicht= füßig in's Nebengemach und überließ es Dreyſing, den Ausweg ſelbſt zu finden. —
Die hellen Strahlen der Morgenſonne, welche wie gol= dene Pfeile dur< die unverhüllten Fenſterſcheiben des Grafen Stirn trafen, erwe>ten dieſen aus kurzem, tiefem Schlafe. Ex fuhr empor, den Namen Jrmengard auf den Lippen. Alle ſüßen, hoffnungsſeligen Gefühle erwachten mit ihm und durchrieſelten ſein Herz. Ju dieſer Stim= mung erſchien es ihm ein Leichtes, ſeinem Vater das glüc>k= liche Ereigniß des verfloſſenen Abends mitzutheilen und die Bitte daran zu knüpfen, ihm die Mittel zu bewilligen,