Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
Roman von Georg Hartwig. AB
„So ſprechen Sie doch,“ rief ſie heftig, ſich übex ſeinen Sefſel neigend, „thue ich niht re<t daran, meinen Prin= zip treu zu bleiben bis zu dem Moment, wo er mich zum Altar führt 2“
„Und wenn ex dies niht auf Jahresfriſt hinaus= ſchieben will?“
Sie zute erregt die Achſel. „Cin Brautſtand dauert oft länger als zwölf Monate. Was wollen Sie? Mein Stern iſt erſt im Aufgehen begriffen, wohin i< bli>e, winkt mix Glanz und Ruhm. Was verliert Freiberg an der furzen Friſt ſeiner Erwartung, was ex nicht taufſend= fah an den Erfolgen ſeiner zukünftigen Gattin wieder gewönne? So hoh werde ih ſteigen, daß Fürſten um meinen Beſiß werben — dann iſt der Augenbli> gekommen, wo i< das Gefühl ihm gegenüber verloren haben werde, welches meinen Stolz niht zur Ruhe kommen läßt, daß ex ſi<h zu mix herabläßt.“
„Liebes , gutes Kind,“ ſagte der Juſtizrath fopfſchüt= telnd, obwohl ihr Mangel an Menſchenkenntniß und der ſelbſtbewußte Stolz, welcher die gefährliche Bahn dieſes ſhbnen Weibes fle>enlos erhalten, ihn rührten, „in dieſem Fall würde ih mi< mit Freiberg ohne Umſchweife ausſprechen. Sie können ſi<h niht verhehlen, daß Ihr Beruf, wie Sie ja auch ſchon dur<hgefühlt haben, für einen Mann mit ſtreng ariſtokratiſchen Geſinnungen etwas Anſtößiges haben muß.“
„Daxan muß ex ſich gewöhnen und wird es gern thun, denn ex liebt mich und weiß ſich ſicher in meinem Herzen!“ vief ſie ſiegesfreudig. „Auf dieſer nämlichen Stelle ſchwur