Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Georg Hartwig. LEY 7
Mechelmann drückie ihr bewegt die Haud. „Sie haben am heiligen Abend meine Kleinen ſo exfreut! J< war bis ſpät außerhalb beſchäftigt, unſer Haushalt verlangt jo viel —“
„Man ſagte mix aber, Sie erfreuten ſi<h einer aus= fömmlichen Einnahme, odex niht?“
„OD ja! Ach, Sie wiſſen Alles,“ rief er plöblich, ſeine hageren Finger ineinander ſ<lingend, „haben Alles geſehen, wiſſen, daß ih ein armer, beklagenswerther Gatte, ein fummervoller Vater bin. Was ſoll aus meinen Kin=dern werden ?“
„Warum nahmen Sie eine Frau, die ſo wenig Gaz rantie bot?“ warf Jrmengard herriſch ein.
Mechelmann lächelte traurig, als bedaure ex die Un=erxfahrenheit der Fragenden. „Garantie? Eine Frau? Mein Fräulein, die Garantie eines Weibes iſt ſein Pflicht= gefühl, Weder Liebe, no< Mitleid, no< Dankbarkeit fön= nen ſie auf re<ter Bahn erhalten, nux das Pſlichtgefühl. Eine Frau kann in ihrer Liebe unglücklich ſein, in treueſter Pflichterfüllung iſt ſie es niemals ganz!“
Jrmengard ſenkte betroffen das Haupt.
„Sehen Sie,“ begann dex betrogene Gatte von Neuen mit leiſer Stimme, „Luiſe wax ein halbes Kind, als ih um ſie warb. Die Freunde warnten mich. Da hieß es, ih ſei zu alt, zu ernſt, zu pedantiſh. Das war Alles Thorheit, leerer Wind! Mein einziger Fehler war meine rachgiebige Schwäche unt des lieben Friedens halber. Denn ſehen Sie, hätte ih dem erſten Aufkeimen dieſes unſeligen Fretheitsdurſtes unerſchütterlichen Widerſtand entgegen-