Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
24 Cin Schulreftor aus der guten alten Zeit.
und es lehrten an demſelben Profeſſoren der Philoſo= phie, der Rechte, der Theologie und der Medicin. Treu hielt Troßendorfius in den Tagen der Noth, die über die Stadt in den Jahren der Peſt 1552 und 1553 kamen, bei ſeinen Goldbergern aus und verließ ſie erſt, als im Juli 1554 die ganze Stadt niederbrannte. Damals zogen Lehrer und Schüler mit ihrem Rektor zeitweilig nah Liegniß, um dort zu bleiben, bis der Aufbau des neuen Gymnaſiums vollendet ſein würde. Trobendorfius aber ſollte die Riüekkehr nah Goldberg nicht erleben.
Am 26. April 1556 erklärte der Rektor ſeinen Zu= hövern den 28. Pſalm und war eben bei den Worten an=gelangt: „Gutes und Barmherzigkeit werden mix folgen mein Leben lang, und ih werde bleiben im Hauſe des © Herrn immerdar!“ als ihn plöglih der Schlag rührte. Ex ſank in den Seſſel zurü> und ſagte ſterbend: „Soeben, geliebte Zuhbrer, werde ih in eine andere Schule ab= gerufen!“ Wenige Minuten ſpäter war er eine Leiche; ev wax 67 Jahre alt geworden und wie ein Soldat in ſeinem Berufe geſtorben! — Abraham v. Bok ließ ſpäter über dem Grabe des verdienſtvollen Pädagogen in der St. Jo= hannisfirche in Liegniß ein prächtiges Denkmal errichten, dort ſ<läft der edle Mann, ein Rektor aus der guten alten Zeit, wie ex ſein mußte, pflichtgetreu, gelehrt und wohlwollend!