Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
E Wiener Walzer.
Walzers ohne den modernen Löſung8þprozeß no<h erhalten. Hier auf den Halden, in den waldduſtenden Thälern treibt ex no genau wie vor vielen Jahrhunderten ſein luſtiges Weſen. Wenn ſich die Jugend zum frohen Beiſammenſein einfindet, läßt es ſich der Burſch, welcher ſein Mädchen im Kreiſe dreht, niht nehmen, Melodie und Taktſchritt dur< das Wort zu ergänzen. Er ſtampft den Eſtrich mit dem Fuße, er überjohlt die Weiſe der Spielleute, und als Produft dieſer frohen Stimmung jubeln ſeine Lippen den „Schnadahüpfl“.
An dem äußerſten Fuße dieſer Gebirgszüge hatien alte Koloniſten den Grund zum heutigen Wien gelegt. Ba= ſixend auf glü>lichen Bedingungen, wuchs die Stadi. ZU der Pracht und Macht reicher Füxſtengeſchlehter, welche hier ihren Hof aufſchlugen, geſellte ſich die Schönheit der Landſchaft. Felder, die vom Ernteſegen ſtrobten, ſäumten die Ufer der Donau ein und dichte Rebengelände ſchoben ſich zwiſchen die Häuſerzeilen der Vorſtädte. Schon das früheſte Mittelalter kennt Wien als die ſanges= und tanzes= luſtigſte Stadt unter den deutſchen Stämmen. Fürſten und Volk wetteiferten mit einander in der Pflege und Bez thätigung ſolchen Frohſinns. Wie märchenhaft flingen aus jenen Zeiten die Berichte, die un3 von den ſchönen Tanzliedern erzählen, welche ſ{hon Walter von der Vogel iveide zur Reigenluſt in Wien erklingen ließ. Man ſieht im Geiſte den luſtigen Spielmann Heini von Steier und hört den Jubel der Wiener, wenn ſie ſich zurufen: „Der Heini von Steier iſt wieder im Land!“ Und als ihr ſanges= und reigenkundiger Fürſt Erzherzog Leopold VII.