Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

02 Erſte Drdnung: Affen; erſte Familie: Shmalnaſen (Menſchenaffen).

des perſönlichen Erlebniſſes. So ſoll denn hier nux no< Naum finden, was Du Chaillu über einen in ſeinen Beſiß gelangten jungen Gorilla ſagt, obwohl ſeine Beobachtungen durch ſpäter gemachte beſſere keineswegs beſtätigt werden. „Am“ 4. Mai lieferten einige Neger, welche in meinem Auftrage jagten, einen jungen, lebenden Gorilla ein. J< kann unmögli< die Aufregung beſchreiben, welche mich erfaßte, als man das kleine Scheuſal in das Dorf brachte. Der Affe war etwa 2—3 Fahre alt, 21/2 Fuß hoc, aber ſo wütend und halsſtarrig, wie nur einer ſeiner erwa<hſenen Genoſſen hätte ſein können. Meine Jäger ſingen ihn in dem Lande zwiſchen dem Nembo und dem Vorgebirge St. Katharina. Nach ihrem Berichte gingen ſie zu fünft nahe einer Ortſchaft an der Küſte lautlos dur< den Wald, hörten ein Geknurre, welches ſie ſofort als den Nuf eines jungen Gorilla nach ſeiner Mutter erkannten, und beſchloſſen, ohne Zögern dem Schrei zu folgen. Mit den Gewehren in der Hand ſ<hlihen die Braven vorwärts, einem düſteren Dickichte des Waldes zu. Sie wußten, daß die Mutter in der Nähe ſein würde, und erwarteten, daß auch das gefürchtete Männchen niht weit ſein möchte beſchloſſen jedo<, alles aufs Spiel zu ſezen, um womöglih das Junge lebend zu erhalten. Beim Näherkommen hatten ſie einen ſelbſt ihnen ſeltenen Anbli>. Das Junge ſaß einige Schritte entfernt von ſeiner Mutter auf dem Boden und beſchäſtigte ſih, Beeren zu pflüc>en. Die Alte ſhmauſte von denſelben Früchten. Meine Jäger machten ſih augenbli>li< zum Feuern fertig: und nicht zu ſpät; deun die Alte erbli>te ſie, als ſie ihre Gewehre erhoben. Glücflicherweiſe töteten ſie die beſorgte Mutter mit dem erſten Schuſſe. Das Junge, erſhre>t dur< den Knall der Gewehre, rannte zu ſeiner Erzeugerin, hing ſih an ſie, umarmte ihren Leib und verſte>te ſein Geſicht, Die Jäger eilten herbei; das hierdur<h aufmerkſam gewordene Junge verließ aber ſofort ſeine Mutter, lief zu einem ſ{hmalen Baume und kletterte an ihm mit großer Behendigkeit empor, ſeßte ſih hier nieder und brüllte wütend auf ſeine Verfolger herunter. Doch die Leute ließen ſih niht verblüffen. Nicht ein einziger fürchtete ſih, von dem kleinen wütenden Vieh gebiſſen zu werden. Man hieb den Baum um, dete, als er fiel, ſhnell ein Kleid über den Kopf des ſeltenen Wildes und konnte es nun, ſo geblendet, leichter feſſeln. Doch der tleine Geſell, ſeinem Alter nah nur ein unerwachſenes Kind, war bereits erſtaunenswürdig - Éráſtig und nichts weniger als gutartig, ſo daß die Leute niht im ſtande waren, ihn zu führen, und ſih genötigt ſahen, ſeinen Hals in eine Holzgabel zu ſte>en, welche vorn ver[<loſſen wurde und als Zwangsmittel dienen mußte. So kam der Gorilla in das Dorf. Eine ungezeure Aufregung bemächtigte ſih aller Gemüter. Als der Gefangene aus dem Boote gehoben wurde, in welchem er einen Teil ſeines Weges zurückgelegt hatte, brüllte und bellte er und ſchaute aus ſeinen böſen Augen wild um ſich, gleihſam verſichernd, daß er ſih gewiß rächen werde, ſobald er könne. Jh ſah, daß die Gabel ſeinen Nacken verwundet hatte, und ließ deshalb möglichſt raſh einen Käfig für ihn anfertigen. Nah 2 Stunden hatten wir ein feſtes Bambushaus für ihn gebaut, durch deſſen ſichere Stäbe wir ihn nun beobachten konnten. Er war ein junges Männchen, erwachſen genug, um ſeinen Weg allein zu gehen, für ſein Alter auh mit einer merkwürdigen Kraft ausgerüſtet. Geſicht und Hände waren ſchwarz, die Augen jedo<h no< niht ſo tief eingeſunken wie bei den alten, Bruſt und Bauch dünner, die Arme länger behaart. Das Haar der Brauen und des Armes, welches rötlihbraun ausſah, begann ſi<h eben zu erheben; die Oberlippe war mit kurzen Haaren bede>t, die untere mit einem kleinen Barte, die Augenlider waren fein und dünn, die Augenbrauen etwa 2 em lang; eisgraues Haar, welches in der Nähe der Arme duntelte und am Steiße vollſtändig weiß erſchien, bede>te ſeinen Na>en.

„Nachdem ih den kleinen Burſchen glü>li<h in ſeinen Käfig gelo>t hatte, nahete ih mi, um ihm einige ermunternde Worte zu ſagen. Er ſtand in der fernſten Ee; ſowie ih mich aber näherte, bellte er und ſprang wütend na< mir. Obgleich ih mich ſo ſhuell,