Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1, стр. 191

Meerkaßen: Flucht. Frechheit. Jagden. 133

ih mir ſelbſt einmal einen Mimoſendorn eingetreten habe, welcher die Lederſohle, meine große Fußzehe und das Oberleder des Stiefels durchdrang, ih mir alſo wohl denken kann, daß ein von oben herunter auf einen Aſt ſpringender Afffe kräftig genug auffällt, um eine ähnliche Erfahrung von der Schärfe und Härte jener Dornen machen zu können.

Erſt nachdem die Reinigung im großen und ganzen beendet iſt, tritt die Afffenherde wieder den Nücßzug an, d. h. ſie geht ohne weiteres von neuem nah dem Felde zurü>, um dort ihre Spißbübereien fortzuſeßen. So kommt es, daß der Einwohner des Landes ſie eigentlih niemals aus ſeinen Feldern los wird, ſondern ſtets unter einer Plage zu leiden hat, welche faſt ſo arg wie die der Heuſchre>en iſt. Da die Leute keine Feuergewehre beſien, wiſſen ſie ſi< nur durch oftmaliges Verjagen der Affen zu {hüßen; denn alle anderen Kunſtmittel zur Vertreibung fruchten bei dieſen loſen Geiſtern gar nihts — niht einmal die ſonſt unfehlbaren Kraftſprüche ihrer Heiligen oder Zauberer; und ebendeshalb ſehen die braunen Leute Nordoſtafrikas alle Affen als entſchiedene Gottesleugner und Glaubensverächter an. Ein weiſer Scheh Oſtſudans ſagte mir: „Glaube mir, Herr, den deutlichſten Beweis von der Gottloſigkeit der Affen kannſt du darin erblicken, daß ſie ſih niemals vor dem Worte des Geſandten Gottes beugen. Alle Tiere des Herrn achten und ehren den Propheten — Allahs Friede ſei über ihm! — die Affen verachten ihn. Derjenige, welcher einen Spruch ſchreibt und in ſeine Felder aufhängt, auf daß die Nilpferde, Elefanten und Affen ſeine Früchte niht auffreſſen und ſeinen Wohlſtand ſchädigen, muß immer erfahren, daß nux der Elefant dieſes Warnungszeichen achtet. Das macht, weil er ein gerechtes Tier, der Affe aber ein dur Allahs Zorn aus dem Menſchen in ein Scheuſal verwandeltes Ge\{höpf iſt, ein Sohn, Enkel und Urenkel des Ungerechten, wie das Nilpferd die abſchre>ende Hülle des ſcheußlihen Zauberers.“

Jn Oſtſudan jagt man die Meerkaßen niht, wohl aber fängt man ſie und zwar gewöhnlich in Neßen, unter denen man le>ere Speiſen auſſtellt. Die Affen, welche den Köder wegnehmen wollen, werden von den Netzen bede>t und verwi>eln ſih dergeſtalt in dieſe, daß ſie niht im ſtande ſind, ſih frei zu machen, ſo wütend ſie au<h ſi< gebärden. Wir Europäer erlegten die Tiere mit dem Feuergewehre ohne alle Schwierigkeit, weil ſie dort erſt dann fliehen, wenn einige aus ihrer Mitte ihr Leben gelaſſen haben. Sie fürchten ſich wenig oder niht vor dem Menſchen. Oft habe ih beobachtet, daß ſie Fußgänger oder Reiter, Maultiere und Kamele unter ſih wegziehen ließen, ohne zu mu>ſen, während ſie dagegen beim Anbli>e eines Hundes ſoſort ihr Angſtgeſchrei ausſtießen.

Bei der Afffenjagd ging es mir wie ſo vielen anderen vor mir: ſie wurde mix einmal gründlich verleidet. F< ſhoß nach einer Meerkaße, welche mir gerade das Geſicht zudrehte; ſie war getroffen und ſtürzte von dem Baume herab, blieb ruhig ſißen und wiſchte ſi, ohne einen Laut von ſi< zu geben, das aus den vielen Wunden ihres Antlizes hervorrieſelnde Blut mit der einen Hand ſo menſchli<, ſo erhaben ruhig ab, daß ich, aufs äußerſte erregt, hinzueilte und, weil beide Läufe meines Gewehres abgeſchoſſen waren, dem Tiere mein Jagdmeſſer mehrere Male durch die Bruſt ſtieß, um es von ſeinen Leiden zu befreien. Aber ih habe von dieſem Tage an nie wieder auf kleine Affen geſchoſſen und rate jedem davon ab, welcher niht ſeiner wiſſenſhaftlichen Arbeiten wegen auf die Afffenjagd“ gehen muß. Mix-war es immer, als habe ih einen Menſchen gemordet, und das Bild des ſterbenden Affen hat mi<h förmlich verfolgt.

Nur einmal haben mir die Meerkaßen eine JFagdfreude gemacht. J< beobachtete, daß allabendlih Schlangenhalsvögel, Fbiſſe und Reiher auf einer einzelnen Mimoſe am Stromufer des Azrak zum Schlafen bäumten, und beſchloß, dort anzuſtehen. Zufällig nächtigte eine Afffenherde auf demſelben Baume. Bedenken ausdrückende Töne wurden laut, als i< im nahen Maisfelde mi< unter einem flugs zuſammengeſtellten Schirme verborgen