Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1, стр. 198
138 Erſte Ordnung: Affen; erſte Familie: Shmalnaſen (Hundsaffen).
Naſchhaftigkeit zu befriedigen. Auch hierbei wurde er erwiſcht und ausgeſcholten; deshalb verfuhr er in Zukunft liſtiger. Er nahm ſi< nämli<h das Milchtöpfchen mit auf den Baum und trank es dort in aller Ruhe aus. Anfangs warf ex die ausgeleerten Töpfe achtlos weg und zerbrach ſie dabei natürlih faſt immer: dafür wurde er beſtraft, und zu dem innigen Vergnügen meiner Mutter brachte er ihr nun regelmäßig die leeren, aber unzerbrochenen Töpfchen wieder!
Sehr ſpaßhafſt war es, wenn dieſer Affe auf den Dfen kletterte, oder wenn er ein ziemlih langes Ofenrohr beſtieg und wahrhaft verzweifelt von einem Beine auf das andere ſprang, weil ihm die Wärme des Rohres zu arg wurde. Er führte dergeſtalt die allerdrolligſten Tänze aus; ſo geſcheit war er aber nicht, daß er den heißen Boden verlaſſen hätte, bevor er wirkli<h gebrannt worden war. Er blieb ſehr gleichgültig gegen alle unſere Haustiere, hielt aber mit einem weiblihen Pavian, welchen ih ebenfalls mitgebracht hatte, innige Freundſchaft und ließ ſi<h von dieſem hätſcheln und pflegen, als ob er ein kleiner, unverſtändiger Affe geweſen wäre. Des Nachts ſchlief ex ſtets in des Pavians Armen, und beide hielten ſi ſo feſt umſchlungen, daß es ausſah, als wären ſie nur ein Weſen. Pavian und Meerkaße unterhielten ſih lange mit verſchiedenen kurzen Gurgeltönen und verſtanden ſih ganz entſchieden vortrefflih. Seiner Pflegerin bewies er troß ſeines Alters denſelben findlichen Gehorſam wie jenes oben erwähnte junge Äffchen ſeinem Wohlthäter. Er folgte ihr überallhin, wohin dieſe von uns geführt wurde, und kam ſoglei< in das Zimmer, in welches wir ſeine mütterliche Freundin braten. Nur in deren Geſellſchaft unternahm er längere Ausflüge, aber wenn ex allein ſeinem Treiben nachging, entfernte er ſih niemals weit und blieb mit ihr in beſtändiger Unterhaltung. Selbſt entſchiedene Gewaltthätigkeiten ließ er ſich von ihr gefallen, ohne zu grollen. Ex teilte jeden guten Biſſen mit ſeiner Pflegemutter; dieſe aber erkannte ſolche Herzensgüte ſelten und niemals dankbar an. So oft Haſſan auch einmal etwas für ſi< behalten wollte, änderte ſi<h das Verhältnis zwiſchen beiden. Denn wie ein Raubtier fiel dann der große Pavian über den armen Burſchen her, brach ihm das Maul auf, holte mit den Fingern das Futter aus Haſſans Bacentaſchen heraus, fraß es auf und pufífte den armen Wehrloſen wohl au<h no< tüchtig dabei.
Gegen uns war ex liebenswürdig, gab aber niemals ſeine Selbſtändigkeit auf. Er fam auf den Ruf — wenn er wollte, ſonſt antwortete er wohl, rührte ſi< aber niht. Wenn wir ihn gefangen hatten und gewaltſam feſthielten, verſtellte er ſi< nicht ſelten mit größter Meiſterſchaft und gebärdete ſi< zuweilen, als müſſe er im nächſten Augenbli>e abſcheiden; ſowie er aber frei wurde, rächte ex ſih für die erlittene Gefangenſchaſt dur<h Beißen und entfloh hierauf mit vielſagendem Gegurgel.
Der zweite kalte Winter, den ex in Deutſchland verlebte, endete leider ſein friches, fröhliches Leben, und das ganze Haus trauerte um ihn, als ob ein Kind geſtorben wäre. Jedermann hatte ſeine unzähligen Unarten vergeſſen und gedachte nur noch ſeines heiteren Weſens und ſeiner Gemütlichkeit.
Dex Grünaffe, Abulandj oder Nißnaß der Araber (Cercopithecus sabaeus, Simia sabaea), erreiht eine Durchſchnittsgröße, d. h. eine Länge von 1 m, wovon die Hälfte auf den Schwanz gere<hnet werden muß, und eine Schulterhöhe von 40 em. Die Haare der Oberſeite ſind gräulichgrün, ſchwarz geringelt und geſpißt, die der Arme, Beine und des Schwanzes einförmig aſchgrau, die des kurzen Backenbartes weißlich, an der Wurzel {<warz geringelt, die der Unten- und Junenſeite der Beine weißlih; Naſe, Maul und Augenbrauen ſehen ſhwarz aus; das Geſicht hat hellbraune Färbung.
Höchſt wahrſcheinlih unterſcheiden ſih die weſtafrikaniſhen Vertreter des Abulandj, denen man den Namen Cercopithecus griseoyiridis gegeben hat, artlih ni<t von den