Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1, стр. 197

Meerkabßen: Gefangene als Tierpfleger, Unfugſtifter. 1ST

“vernommen hatte; ſie wurden ergreifend weich, ton- und klangreich und dann wieder unendlih ſ{hmerzli<, ſhneidend und verzweiflungsvoll. Fmmer und immer wiederholte er ſeine Bemühungen, immer wieder ſah er keinen Erfolg und begann dann wieder zu klagen und zu jammern. Sein Schmerz hatte ihn veredelt und vergeiſtigt; er rührte uns und bewegte uns zu dem tiefſten Mitleide. Jh ließ endlih das Äffffchen wegnehmen, weil {hon wenige Stunden nach deſſen Tode die Fäulnis begann, und die kleine Leiche über eine hohe Mauer werfen. Koko hatte aufmerkſam zugeſehen, gebärdete ſich wie toll, zerriß in wenigen Minuten ſeinen Stri>, ſprang über die Mauer hinweg, holte ſih den Leichnam und kehrte mit ihm in den Armen auf ſeinen alten Plag zurü>. Wir banden ihn wieder feſt, nahmen ihm den Toten no<hmals und warfen ihn weiter weg; Koko befreite fich zum zweiten Male und that wie vorher. Endlich vergruben wix das Tier. Eine halbe Stunde ſpäter war Koko verſhwunden. Am anderen Tage erfuhren wir, daß in dem Walde eines nahen Dorfes, welcher ſonſt nie Affen beherbergte, ein menſhengewöhnter Affe geſehen worden ſei.

Ungefähr einen Monat ſpäter erhielt ih eine Meerkaßenmutter mit ihrem Kinde und konnte nun mit Muße das Verhältnis zwiſchen beiden belauſchen. Auch dieſes Kleine ſtarb, obwohl ihm ni<hts mangelte. Von dieſem Augenblicke an hörte die Alte auf zu freſſen und verendete nah wenigen Tagen.

Jh erfuhr aber au< genug Beweiſe von dem Mutwillen derſelben Afffenart. Sie waren zuweilen ſehr ergößlih, zuweilen aber auch re<t ärgerlih. Ein Freund von mir beſaß eines dieſer Äfffchen, welches im höchſten Grade zärtlich an ihm hing, aber doh niht an Reinlichkeit zu gewöhnen war. Während es mit ſeinem Herrn ſpielte, beſ<hmußte es dieſen oft in der ſchändlichſten Weiſe, und weder Schläge noh andere Zuchtmittel, welche man in ſolchen Fällen bei Tieren anwendet, ſchienen das Geringſte zu fruchten. Dieſer Affe war ſehr diebiſ<h und nahm alle glänzenden Gegenſtände, welche er erwiſchen und forttragen fonnte, augenbli>li<h an ſih. Der Genannte wohnte in dem Geſchäftshauſe der Oſtindiſchen Geſellſchaft. Fm Untergeſchoſſe befanden ſih die Schreiber- und Kaſſenſtube. Beide waren gegen menſchlihe Diebe durch ſtarke Eiſengitter vor den Fenſtern wohl geſhübt, nicht aber gegen ſolhe Spißbuben, wie jener Afffe war. Eines Tages bemerkte mein Freund beide Backentaſchen ſeines Lieblings vollgepfropft, lo>te ihn deshalb an ſih heran, unterſuchte die Vorratskammern und fand in der einen 3 und in der anderen 2 Guineen, welche ſich der Affe aus der Kaſſe heraufgeholt hatte. Das Geld wurde natürlih dem Eigentümer zurü>gegeben, derſelbe aber zugleih erſucht, in Zukunft auh die Glasfenſter verſchloſſen zu halten, um dem leinen Diebe das Stehlen unmöglih zu machen.

Eine Meerkaßze brachte ih mit in meine Heimat. Sie gewann ſih ſehr bald die Zuneigung meiner Eltern und anderer Leute, ließ ſih aber doch viel loſe Streiche zu ſchulden kommen. Die Hühner meiner Mutter brachte ſie geradezu in Verzweiflung, weil es ihr den größten Spaß zu machen ſchien, dieſe Tiere zu jagen und zu ängſtigen. Fm Hauſe ſelbſt ging ſie dur< Küche und Keller, in alle Kammern und auf den Boden, und was ihr recht ſchien, wurde entweder zerbiſſen oder gefreſſen oder mitgenommen. Niemand war ſo geſchi>t, ein Hühnerneſt aufzufinden, wie ſie; die Hühner mochten es anfangen, wie ſie wollten: Haſſan, ſo hieß der Affe, kam gewiß hinter ihre Schliche, nahm die Eier weg und trank ſie aus. Einige Male bewies ex jedoch gerade bei dieſer Näuberei wahren Menſhenverſtand. Meine Mutter ſchalt ihn aus und züchtigte ihn, als ex wieder mit dottergelbem Maule erſchien. Am anderen Tage brachte er ihr zierlih ein ganzes Hühnerei, legte es vor ſie hin, gurgelte beifällig und ging ſeiner Wege. Unter allen irdiſchen Genüſſen ſchien ihn Milch und no< mehr Rahm am meiſten zu entzü>en. Es dauerte gar niht lange, ſo wußte er in der Speiſekammer prächtig Beſcheid und genau, wo dieſe le>eren Dinge aufbewahrt wurden, ermangelte auh niht, jede Gelegenheit zu benußen, um ſeine