Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Falbkaße: Stammmutter der Hauskaße. 425

au dieſelbe Schlankheit und Shmächtigkeit, welche dieſe vor ihren Verwandten auszeihnet. Allerdings hat dort die Hauskaße nicht dasſelbe Los wie bei uns: ihre Herrſchaft kümmert ſich kaum um ſie und überläßt es auch ihr ſelbſt, ſich zu ernähren. Dies dürfte aber ſ{hwerlich als Grund ihres ſ{hle<ten Ausſehens anzunehmen ſein; denn an Nahrung fehlt es einem Raubtiere in dortiger Gegend niht. Jh glaube, daß die Kaße Nordoſtafrikas am treueſten ſih ihre urſprüngliche Geſtalt erhalten hat. Die gewöhnlihe Färbung der afrikaniſchen Hauskage kommt der ihrer wahrſcheinlihen Stammmutter am nächſten; doh findet man au< hier ſhon ausgeartete, nämlih weiße, ſhwarze, rotgelbe und ſogenannte dreifarbige Hauskaten.

Beſonderes Gewicht erhalten vorſtehende Beobachtungen durch Vergleihungen, welche Döniß an Schädeln der Hauskaße und an den durh Schweinfurth aus. dem Fnnern

Falbkaße (Felis maniculata). /s natürl. Größe.

Afrikas mitgebra<hten Falbkazenſhädeln angeſtellt hat. Dieſe Vergleihungen haben ergeben, daß lettere ſih einzig und allein dur die dünneren Knochen von denen der Hausfage unterſcheiden laſſen. Die Dünne der Knochen aber iſt ein ſehr bezeihnendes Merkmal wilder Tiere im Vergleiche mit den vom Menſchen gezüchteten. Fedenfalls nimmt man an den Schädeln unſerer Wildkaßen häufig Verſchiedenheiten von denen der Hauskaße wahr, während bei denen der Falbkage ſolhe Abweichungen niht aufgefunden worden ſind.

Jc war eine Zeitlang im Beſize einer Falbkaße, habe mih aber vergeblih bemüht, ihr nur einigermaßen die Wildheit abzugewöhnen, welche ſie zeigte. Das Tier war in den Steppen Oſtſudans alt gefangen worden und wurde mir in einem Käfig gebracht, welcher ſhon durc ſeine außerordentliche Feſtigkeit zeigte, daß man ein bedenkliches Raubtier in ihm verwahre. Jh habe die Kage niemals aus dieſem Käfig nehmen dürfen, weil ſie es überhaupt niht geſtattete, daß man ſi ihr irgendwie näherte. Sobald man an ſie heranfam, fauchte und tobte ſie wie unſinnig und bemühte ſih na< Kräften, Unheil anzurichten. Strafen fruchteten nichts. Fn unſeren Tiergärten habe ih die Falbkaze nur ein einziges Mal geſehen und zwar in London. Die beiden Stüce, welche man dort geraume Zeit hielt,