Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Stummelſhwanzkabße. Löwe. 443

erhielt neuerdings in zwei Stücken der Frankfurter Garten. Andere Raſſen ſind: die fumaniſche Kate aus dem Kaukaſus, die rote Tobolsker Kaße aus Sibirien, die rote und blaue Kaße vom Kap der Guten Hoffnung, die chineſiſche Kate, welche langes, ſeidenweiches Haax und hängende Ohren wie ein Dahshund hat und von den Einwohnern gemäſtet und gegeſſen wird. Eine der ſchönſten und von europäiſchen Liebhabern am teuerſten bezahlten Raſſen iſ die ſiameſiſche Hauskaße, deren kurzes, glatt anliegendes Haar am Körper iſabellfarben, an Shwanz, Ohren und Beinen und im Geſichte ſ<hwarzbraun iſt. Ein gutes Stück dieſer bei uns noch äußerſt ſeltenen Raſſe wird gegenwärtig noh mit 200 Mark bezahlt. Möglich, daß einzelne dieſer leßtgenannten Abarten Blendlinge ſind, von welchen Arten, weiß man freilih niht. Daß ſi die Hauskaße ziemlich leiht mit anderen Kaßen paart, iſt erwieſen. Geachtete Naturforſcher haben ſogar behauptet, daß ſie ſich mit dem Hausmarder paare und Junge erzeuge, welche dieſem in Farbe und Zeichnung auffallend gleichen ſollen. .

Ein einziger Blik auf den Leib des Löwen, auf den Ausdru> ſeines Geſichtes genügt, um der uralten Auffaſſung aller Völker, welche das Tier kennen lernten, vom Grunde des Herzens beizuſtimmen. Der Löwe iſt der König der vierfüßigen Räuber, der Herrſcher im Reiche der Säugetiere. Und wenn auch der ordnende Tierkundige dieſe königliche Würde eben niht a<hten will und in dem Löwen nur eine Kaße von beſonders kräftigem Baue erkennen muß: der Geſamteindru>, welchen das herrlihe Tier macht, wird auh den Forſcher vermögen, ihm unter ſeinen Verwandten die ihm gebührende Stelle einzuräumen.

Die Löwen ſind leiht von ſämtlichen übrigen Kaßen zu unterſcheiden. Jhre Hauptkennzeichen liegen in dem ſtark gebauten, kräftigen Leibe mit der furzen, glatt anliegenden, einfarbigen Behaarung, in dem breiten, verhältnismäßig kleinäugigen Geſichte, in dem Herrſchermantel, welter ſih um die Schultern des Männchens ſchlägt, und in der Quaſte, welche ihre Shwanzſpiße ziert. Beim Vergleiche mit anderen Kaßen erſcheint der Rumpf der Löwen kurz, der Bauch eingezogen und der ganze Körper deshalb ſehr kräftig, nicht aber plump. An der Spigze des Shwanzes, in der Quaſte verborgen, ſte>t ein horniger Nagel, den ſhon Ariſtoteles beachtete, aber viele der neueren Naturforſcher leugneten. Die Augen haben einen runden Stern, die Schnurren ordnen ſi<h in 6—8 Reihen. Vor allem iſt es die Mähne, welche die männlichen Löwen auszeihnet und ihnen das ſtolze, königliche Anſehen verleiht.

„Ein König8mantel, diht und ſ{hön, Ummallt des Löwen Bruſt und Mähn', Eine Königskrone wunderbar,

Sträubt ſi<h dex Stirne ſtraffes Haar.“

Dieſe Mähne bekleidet in vollſter Ausbildung den Hals und die Vorderbruſt, ändert aber ſo verſchieden ab, daß man nach ihr, ob mit Recht oder Unrecht bleibe dahingeſtellt, mehrere Unterarten des Tieres unterſchieden hat. F< will die verſchiedenen Formen des Löwen weiter unten kurz beſchreiben und darf es dann jedem meiner Leſer überlaſſen, ſi ſelbſt ein Urteil zu bilden: einſtweilen wenden wix unſere Aufmerkſamkeit dem Löwen der Berberei zu; denn er iſt es, welcher ſeit den älteſten Zeiten ſeines Mutes, ſeiner Kühnheit und Kraft, Tapferkeit und Stärke, ſeines Heldenſinnes, Adels und ſeiner Großmut, ſeines Ernſtes und ſeiner Ruhe halber berühmt geworden iſt und den Namen König der Tiere erhalten hat. Kraft, Selbſtvertrauen, kühler, ſicherer Mut und Siegesgewißheit im Kampfe ſpiegeln ſi< in ſeinem Ausſehen. Alles an ihm zeugt von Adel; jede Bewegung erſcheint gemeſſen und würdig; Körper und Geiſt ſtehen im vollſten Einklange.

Der Berberlöwe (Felis leo barbarus) hat, wie ſeine Verwandten, ſtarken, gedrungenen Leibesbau; ſein Vorderleib iſt wegen der breiten Bruſt und der eingezogenen Weichen