Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

444 Vierte Dronung: Raubtiere; erſte Familie: Katen.

viel ſtärker als der Hinterleib. Der die, faſt viere>ige Kopf verlängert ſich in eine breite und ſtumpfe Schnauze; die Ohren ſind abgerundet, die Augen nur mittelgroß, aber lebendig und feurig, die Glieder gedrungen und außerordentlich kräftig, die Pranken die größten, vielleicht auh verhältnismäßig die größten, aller Katen; der lange Schwanz endigt mit einem kurzen Stachel und wird von einer flo>igen Quaſte bede>t. Ein glatter, kurzer Pelz von lebhaft rötlihgelber oder fahlbrauner Farbe bede>t Geſicht, Rücken / Seiten, Beine und Schwanz; hier und da endigen die Haare mit ſ{hwarzen Spigßen oder ſind völlig \<hwarz, und hierdurch entſteht eben jene gemiſchte Färbung. Kopf und Hals werden von einer ſtarken und dichten Mähne umgeben, welche aus langen, ſ<li<ten, in Strähnen herabfallenden, vorn bis zur Prankenwurzel und hinten faſt bis zur Hälfte des Rückens und der Seiten herabreihenden Haaren beſteht. Auch der Unterleib trägt ſeiner ganzen Länge nach dichtgeſtellte, ſchlichte Haare; ſelbſt an den Ellenbogen und an den Vorderteilen der Schenkel ſtehen wenigſtens noh Büſchel von ihnen. Am Kopfe und am Halſe iſt die eigentlich fahlgelbe Mähne mit roſtſ<warzen Haaren untermengt, welch leßtere namentlih an den Seitenteilen des Naens reihli< herabfallen und, mit Fahlgelb gemiſcht, auch in der mattſ<hwarzen Bauchmähne, in den ſhwarzen Haarbüſcheln an den Ellbogen und Schenkeln und an der Shwanzquaſte ſih finden. Dies gilt von dem männlichen ausgewachſenen Löwen, deſſen Höhe am Widerriſte 80—100 cm bei 1,6—1,9 m Leibes- und 75—90 cm Schwanzlänge beträgt. Es ergibt ſich ſomit eine Geſamtlänge des Tieres, von der Schnauzenſpitze bis zum Schwanzende gerechnet, von etwa 2,4—2,8 m. Neugeborene Löwen haben eine Länge von etwa 33 cm, aber weder eine Mähne noh eine Shwanzquaſte, ſondern ſind mit wolligen, gräulichen Haaren bede>t und zeigen am Kopfe, an den Beinen und Seiten, über dem Rücken und am Schwanze eine dem im Vergleichen geübten Beobachter unverkennbare Pardelzeihnung. Schon îm erſten Fahre verblaßt dieſe Pardelzeihnung, obwohl ſie, namentlich beim weiblichen Geſchlehte, no< mehrere Jahre insbeſondere an den Beinen und unteren Leibesſeiten ſichtbar bleibt; im dritten Jahre erſcheinen die Zeichen der Mannbarkeit. Die Löwin ähnelt immer mehr oder weniger dem jüngeren Tiere; namentlich der gleihlange oder nur äußerſt wenig am Vorderkörper verlängerte Haarpelz zeichnet ſie vor dem Männchen aus. Der Berberlöwe iſt auf die Länder des Atlas beſchränkt.

Von dem Löwen der Berberei unterſcheidet ſih der Senegallöwe (Felis leo senegalensis) dur ſeine am Vorderteile des Leibes wohl entwidelte an der Unterſeite dagegen [<hwache oder gänzlih fehlende, lichte Mähne, während der Kaplöwe (Pelis leo capensis) und, wie es ſcheint, auh der Löwe von Abeſſinien dur<h bedeutende Größe auffällt und eine dunkle Mähne trägt. Selous hat ſüdafrikaniſche Löwen bis zu 305 em gemeſſen; ein ſtarkes, aber mageres Männchen wog 170,5 kg. Den Perſerlöwen (Felis leo persicus), welcher eine aus braunen und {warzen Haaren gemiſchte Mähne beſizt und ſi< von Perſien bis Jndien verbreitet, kennen wir noth zu wenig, als daß wir mit Beſtimmtheit ſagen töónnten, ob er mit dem Senegallöwen oder dem manchmal mähnenloſen Verwandten aus Gudſcherat in Jndien größere Ähnlichkeit hat.

Das Verbreitungsgebiet des Senegallöwen und des ihm vielleicht zuzurehnenden Kaplöwen umfaßt alle Länder Mittel: und Südafrikas, von der Weſt: bis zur Oſtküſte und etwa vom 20. Grade nördlicher Breite an bis zum Kaplande; in den engeren äquatorialen Gebieten Weſtafrikas etwa vom Kongo bis zum Niger, iſt er jedo< no< niht beobachtet worden. Jn den Nilländern kommt ex gegenwärtig niht nördlih vom 17. Breitengrade vor. Am Blauen und Weißen Nil und in Abeſſinien iſt er in waldigen Gegenden eine regelmäßige, in vielen Steppenländern Mittel- und Südafrikas eine häufige Erſcheinung.

Der bereits den Alten bekannte Gudſcheratlöwe, fälſhli<h au< mähnenloſer Löwe genannt, der Untia-bagh oder Kameltiger der Gudſcheratleute, Scher und Singh