Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Serval. Puma. 485

Dämmerung beginnt ex ſeine Raubzüge. Dabei ſoll er ſi als e<te Kaße zeigen und wie dieſe alle Liſt und Schlauheit anwenden, um ſeinen Raub zu beſchleihen und durch plößliche Sprünge in ſeine Gewalt zu bringen. Man ſieht ihn ſehr ſelten bei Jagden, eben weil er dann verborgen in irgend einem Schlupfwinkel liegt; er wird aber häufig in Fallen gefangen. Das Fleiſch des Tieres wird in Oſtafrika wohl nur von den Mohammedanern ver\Gmäht, während alle heidniſchen Stämme es gern genießen: Speke erhielt von einem Eingeborenen Unyoros einen jungen Serval unter der Bedingung zum Geſchenke, die Kate, falls ſie ſterben ſollte, als Leiche ihrem früheren Eigner zurückzugeben, weil dieſer niht um ein gutes Mittagsmahl kommen wolle.

Jung eingefangene Servale werden, entſprechend behandelt, bald ſehr zahm; alt eingefangene dagegen behalten, laut Kerſten, längere Zeit die volle Unbändigkeit ihres Geſ<lehtes bei, toben wie unſinnig im Käfig umher, fauhen und ziſchen, ſobald ſie einen Menſchen gewahren, und ſind jederzeit gerüſtet, im gelegenen Augenbli>e einen wohlgezielten Prankenſchlag zu verſeßen. Doch auch über ſolhe Wildlinge trägt zwe>mäßige Behandlung ſ<hließlih den Sieg davon, da das Weſen des Tieres ein verhältnismäßig gutartiges iſt. Ein wirklih zahmer Serval zählt zu den lieben8würdigſten Katen, zeigt ſih dankbar gegen ſeinen Pfleger, folgt ihm nach, ſchmiegt ſih an ihn an, ſtreift an feinen Kleidern hin und ſchnurrt dabei wie unſere Hausfaße, ſpielt gern mit Menſchen oder mit ſeinesgleihen, auh mit ſich ſelbſt und kann ſich ſtundenlang mit Kugeln beſchäftigen, die man ihm zuwirft, oder ſih dur<h Spielen mit ſeinem eigenen Shwanze vergnügen. Dabei ſcheint er in ſeiner großen Beweglichkeit und Geſchmeidigkeit ſi{<h zu gefallen und macht, ohne irgend welche Auf: forderung, aus eigenem Antriebe die ſonderbarſten Sprünge. Mit rohem Fleiſche läßt er ſih lange erhalten, ja man kann ihn ſogar an Kagßenfutter gewöhnen und ihm namentli<h dur< Milch einen großen Genuß verſchaffen. Vor Erkältung muß man ihn ſehr in aht nehmen. Ein von mir gepflegter, welcher {hon fo zahm geworden war, daß er alle Beſchauer aufs höchſte erfreute, ſtarb wenige Stunden nach Eintritt eines Witterungswehſels, welcher den Wärmemeſſer um 15 Grade herabſtimmte. Er rührte von Stunde an kein Futter mehr an und wax am anderen Morgen eine Leiche. Das Fell des Servals3 kommt unter dem Namen „afrikaniſche Tigerkaße“ in den Handel und wird als Pelzwerk benußt, hält aber ſeiner Rauheit wegen mit anderen Kaßenfellen keinen Vergleich aus und ſteht deshalb niedrig im Preiſe. -

Unter den Katen der Neuen Welt, zu denen wir uns jeßt wenden, glaubte man früher den nächſten Verwandten des Löwen (und zwar in dem Puma) zu finden; jedoch mit Unrecht, denn der niedrig geſtellte, hlanke Leib, der auffallend kleine, bart- oder mähnenloſe Kopf der einfarbigen Kaßen Amerikas laſſen dieſelben als beträchtlich tiefer ſtehende Mitglieder der Gattung erkennen.

Als die bekannteſte Art der einfarbigen amerikaniſchen Katen iſt der ziemlih verſchiedenartig geſchilderte Kuguar, Silberlöwe oder Puma (Felis concolor, Puma concolor, Felis puma) anzuſehen. Die Guaraner nennen ihn Guazuara, die Chileſen Papi, die Mexikaner Migli,/ die Nordamerikaner Panther und die Gauchos Leon. Die Leibeslänge beträgt bis 12 m, die Shwanzlänge 65 cm, die Höhe am Widerriſte 65 cm. Die dichte, furze und weiche Behaarung erſcheint am Bauche etwas reicher als auf der Oberſeite. Jhre vorherrſchende Färbung iſt dunkel gelbrot, auf dem Rücken am dunkelſten, weil hier die einzelnen Haare in ſ<hwarze Spißen endigen, am Bauche rötlihweiß, auf der Fnnenjeite der Gliedmaßen und an der Bruſt heller, an der Kehle und Fnnenſeite der Dhren weiß, an deren Außenſeite ſhwarz, in der Mitte ins Rötliche ziehend. Über und unter dem Auge ſteht ein tleiner, weißer, vor dem Auge ein ſ{hwarzbrauner Fle>en; die einen wie die