Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

504 Vierte Ordnung: Naubtiere; erſte Familie: Katen.

ſind rein weiß, die Dhren innen weiß, außen ſ{hwarz mit weißem oder gelbem Fle>en. An den Seiten des Kopfes verlaufen zwei ſhwarze, unter der Kehle zieht ein brauner Streifen hin. Die Endhälfte des Shwanzes zeigt ſ{hwarze Binden und einige Ningel vor der Spite. Die Jungen haben ein ſtruppigeres und ſtreifig gefle>ttes Haarkleid: aber auch bei den Alten ändert die Grundfarbe und die Beſchaffenheit der Fle>en und Streifen vielfah ab. Er iſt in Südamerika bis nah Patagonien verbreitet.

Der Tſchati iſt ein höchſt eifriger Jäger und wagt ſi ſchon an ziemlich große Tiere, beiſpiel8weiſe kleine Hirſche. Den Hühnerzüchtern, welche in der Nähe der Waldungen wohnen, iſt er ein ſehr unangenehmer und ungemütlicher Nachbar, und jeder, welcher Hühner hat, mag ſich vor ihm in aht nehmen; denn, wie es ſcheint, zieht er Geflügel allem übrigen Wilde vor und ſtattet deshalb den Hühnerhäuſern häufig Beſuche ab. Eine Mauer oder ein Pfahlzaun rings um das Gehöft hüt nicht gegen ſeine nächtlichen Beſuche, weil er es ebenſogut verſteht, dur die ſhmalſten Öffnungen ſich zu drängen, wie über hohe Umfaſſungen zu klettern. Dabei iſt ex äußerſt vorſichtig bei ſeinen nächtlichen Überfällen, läßt gewöhnlich niht das geringſte Anzeichen von ſeinen Beſuchen zurü> und nux am nächſten Morgen durch einige Blutſpuren oder zerſtreute Federn oder mehr noh durch die fehlenden Hühner erkennen, daß er wieder einmal da geweſen ſei. Jnnerhalb zweier Fahre wurden niht weniger als 18 Tſchatis von einem Landeigner um ſein Gehöft herum gefangen; hieraus mag hervorgehen, daß ſie an manchen Orten häufig genug ſind.

Man ſagt, daß der Tſchati in Paaren lebe und jedes derſelben einen beſonderen «Fagdgrund beſiße, ohne daß jedoch die beiden Gatten bei der Jagd ſich behilfli<h wären. Während des Tages liegen die Tiere ſorgfältig verborgen in dem dunkeln Schatten der Wälder und ſ{<lafen, bis die Sonne zur Rüſte gegangen iſt und die Dunkelheit über das Land ſi ſenkt. Jn Mondſcheinnächten ſcheuen ſie ſih, an ein Gehöft heranzuſ<hleichen; je dunkler und ſtürmiſcher aber die Nacht iſ, um ſo mehr ſcheint ſie dieſer Kate geeignet, einen Überfall auf die von den Menſchen geſhüßten Tiere zu verſuchen.

Zn der Gefangenſchaft iſt der Tſchati ein ſehr liebenswürdiges und anhängliches Tier, welches ſeinen Herrn dur ſein angenehmes Weſen und die hübſchen und anmutigen Streiche erfreut. Einer, welcher von dem erwähnten Landbeſißer gefangen worden wax, wurde ſo vollſtändig zahm, daß man ihm zulezt die Freiheit gab. Doch ſo liebenswürdig und umgänglich er auh gegen ſeinen Herrn ſich bewieſen hatte, ſo mord- und raubluſtig zeigte er ſich den Hühnern gegenüber. Seine Mordſucht war viel zu tief in ihm eingewurzelt, als daß ſie hätte ausgerottet werden können. Das Tier benußte jeden Augenbli>, um im eigenen Hauſe oder in der Nachbarſchaft einen Überfall zu machen, und verlor auf einem dieſer Streifzüge durh den Speer eines erboſten Landwirts ſein Leben.

n Braſilien jagt man den Tſchati mit Hilfe der Hunde, vor denen er ſofort bäumt, dem Jäger ſodann zur leichten Beute werdend. Die Neger und ſelbſt einige Urbewohner eſſen das Fleiſch, obgleih der Tſchati, laut Prinz von Wied, einen unangenehmen Geruh von ſi gibt. Aus dem ſchönen Felle, welches für Pferdede>en zu klein iſt , bereiteten die braſilianiſchen Jäger zuzeiten der Reiſe des Prinzen Regenkappen für ihre Gewehrſchlöſſer.

An den Mbaracaya ſchließt ſich der Ozelot oder die Pardelkagze (Felis pardalis, Leopardus pardalis) an. Seine Sänge beträgt 1,30—1,40 m, wovon der Shwanz 4045 em wegnimmt, die Höhe am Widerriſte etwa 50 cm; das Tier kommt alſo unſerem Luchs an Leibesumfang annähernd gleich, ſteht jedoh an Höhe weit hinter dieſem zurü>. Der Leib iſt verhältnismäßig kräftig, der Kopf ziemlich groß, der gegen die Spitze verdünnte Shwanz mäßig lang, das Dhr kurz, breit und abgerundet, der Augenſtern länglich-eiförmig, der Pelz dicht, glänzend wei und dabei ebenſo bunt wie geſhma>voll gezeihnet. Seine Grundfärbung