Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Jaguar: Abrichtung. BVlendlinge. Jagdweiſen. Mbaracaya. 508

den Namen „Tigertöter“ erhalten hatte. Dieſer kühne Mann hatte viele Jaguare ebenfalls mit dem Meſſer erlegt.

Nach Angabe Renggers wird die Unze in Paraguay meiſt auf folgende Art gejagt: Ein guter Schüße, in Begleitung von zwei Männern, von denen der eine mit einer Lanze, der andere mit einer 5 Fuß langen zweiza>igen Gabel bewaffnet iſt, ſuht mit 6—10 Hunden den Jaguar auf. Sowie nun die Jäger des Jaguars anſichtig werden, ſtellen ſie ſh nebeneinander, den Schüßen in der Mitte. Dieſer ſucht ihm einen Schuß in den Kopf oder in die Bruſt beizubringen. Nah einem Treffſchuſſe fallen die Hunde über ihren grimmig gehaßten Feind her und drü>en ihn zu Boden, wo ſeine Niederlage leicht vollendet wird. Fehlt aber der Schuß, oder wird der Jaguar nur [eicht verwundet, ſo greift er oft an. Sobald er ſi dabei aufrihtet, hält ihm der mit der Gabel bewaffnete Jäger dieſe vor, und der Lanzenträger gibt ihm von der Seite einen Stich in die Bruſt, zieht aber die Lanze ſogleih wieder zurü> und mat ſih auf einen zweiten Stoß gefaßt. Während des Kampfes ſuchen die Hunde den Jaguar niederzureißen, indem ſie ihn beim Schwanze faſſen; nur ſehr ſtarke greifen ihn von der Seite an. Bei ſoler Jagd ſind ſelbſt die beherzteſten und geübteſten Männer gefährdet; denn da der Kampfplaß gewöhnlich im Dickichte des Waldes iſt, bedarf es nur eines geringen Hinderniſſes, um den Stoß des Lanzenträgers unſicher zu machen.

Die Paraguayer greifen den Jaguar übrigens zu Pferde auch bloß mit dem Laſſo an, werfen ihm die Schlinge um den Hals, ſhleifen ihn im Galopp fort und erwürgen ihn, man<hmal mit Hilfe eines zweiten Laſſo, der in entgegengeſeßter Richtung angezogen wird. Auf dem Anſtande wird der Jaguar ebenfalls erlegt. Hier und da gräbt man auch Fall: gruben oder ſtellt bei einem vom Jaguar getöteten Opfer Selbſtſchüſſe.

Das Fell des Jaguars hat in Südamerika nur geringen Wert und wird höchſtens zu Fußde>en und dergleichen verwendet. Das Fleiſch einer Unze, von der von den Steinen aß, erwies ſih zäh; dagegen ſagt er von dem einer zweiten erlegten: „Das Unzenfleiſch ſ{<med>t fett wie Schweinebraten. Zu den Koteletten würde Rotkraut vorzüglich paſſen.“ Gewiſſe Teile des Jaguarleibes werden als Arzneimittel angewendet. So meint man, daß das Fett gegen Wurmkrankheiten und die gebrannten Krallen gegen Zahnſchmerzen gute Mittel ſeien. Außerdem wird das Fett von den Wilden zum Einreiben ihres Körpers benugzt, und fie glauben dadurch ebenſo ſtark und mutig zu werden wie das Raubtier ſelbſt. Beſonders gefährliche Jaguare, welche ſi< nur ſhwer aus der Nähe der Dörfer vertreiben laſſen und die Bewohner derſelben ſtets mit ihren Überfällen bedrohen, werden, wenn ſie getötet worden ſind, niht benußt; denn die Fndianer ſind überzeugt, daß ſie eigentlich gar keine Tiere, ſondern zauberhafte Weſen oder die Hüllen verſtorbener laſterhafter Menſchen ſeien.

Der Mbaracaya oder Tſ<hati — Chati — (Felis mitis, F. chati und maracaya, Teopardus maracaya) ähnelt in ſeinem Leibesbau dem Jaguar, unterſcheidet ſih aber niht nur durch ſeine Zeichnung, ſondern ebenſo dur ſeine weit geringere Größe von dem gefürchteten Räuber; auch iſ der Kopf verhältnismäßig kleiner und der Schwanz verhältnismäßig kürzer. Der Tſchati gehört aber immerhin noh zu den größeren Kaßen ; denn ſeine Körperlänge beträgt rund 80, die des Schwanzes 30 und die Schulterhöhe 40 em. Der Grundton der Färbung iſ mehr gelblih als rötlih, der Grundfarbe des Leopardenfelles ziemlih ähnlich, die Unterſeite rein weiß. Auf dem Kopfe, Rücken, am Schwanze und unten an den Beinen heben ſich einfache, ſhwarze Tüpfel ab, welche ebenſo unregelmäßig in ihrer Geſtalt wie in ihrer Anordnung, weil bald langgezogen, bald rund, bald in Streifen geordnet, bald wirr durcheinander geſtreut ſind. Ein Fle>en über dem Auge und die Baen