Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Luchs: Färbung. Verbreitung einſt und jeßt. (52

Die erzgelben Augen haben eine runde Pupille. Fm Winterkleide wird die bräunliche Färbung dur<h Grau verde>t, indem die im Spätherbſte raſh wachſenden Grannenhaare an den Spißen verbleihen und dieſe mehr und mehr zur Geltung kommen, je weiter ihre Verfärbung nah der Wurzel zu vorrü>kt.

Der Luchs war den Alten bekannt, wurde in Rom aber doh weit ſeltener gezeigt als Löwe und Leopard, weil es ſhon damals viel ſ{hwerer hielt, ihn lebend zu erlangen, als einen der erwähnten Verwandten zu bekommen. Den, welcher unter Pompejus gezeigt wurde, hatte man aus Gallien eingeführt. Über ſein Freileben ſcheint man nichts gewußt zu haben, deshalb war dem Aberglauben vielfaher Spielraum gelaſſen. „Kein thier iſt“, ſagt der alte Gesner, Schilderungen der Alten wiedergebend, „daß ſo ein ſcharpffe geſicht habe als ein LuWhß, dann nah der ſag der Poeten ſöllen ſy auh mit jren augen durchtringen die Ding ſo ſunſt dur<ſcheynbar nit ſind, als wänd, mauren, holt, ſtein und dergleychen. Dargegen ſo jnen durch ſcheynbare Ding fürgehalten werden, ſo haſſen ſy jr geſicht und ſterben daruon.“ Fn der Götterlehre der alten Germanen ſpielte der Luchs ungefähr dieſelbe Nolle wie die Kaße; denn wahrſcheinlich iſt er es und nicht ſeine Verwandte, welcher als Tiex der Freyja aufgefaßt werden muß und deren Wagen zieht.

Noch im Mittelalter bewohnte er ſtändig alle größeren Waldungen Deutſchlands und ward allgemein gehaßt, auh nahdrüd>li<ſt verfolgt. Ende des 15. Fahrhunderts galt er, laut Shmitt, in Pommern als das ſ<hlimmſte Raubtier. „Den Luchs“, ſo heißt es in Peterdorps Verordnung, „wiel he de aergſte iſt, moth man flitig by Wintertieden nahſtellen, em mit Netten fangen, ſheten.“ Von dieſer Zeit an hat er in Deutſchland ſtetig abgenommen und kann gegenwärtig als ausgerottet gelten. Fn Bayern, dem an ſein Wohngebiet, die Alpen, angrenzenden Lande Süddeutſchlands, war ex noh zu Ende des vorigen und zu Anfange unſeres Fahrhunderts eine zünftigen Jägern wohlbekannte Erſcheinung. Laut Kobell dem wir ſo viele anziehende Fagdbilder verdanken, wurden in den Fahren 1820—21 allein im Ettaler Gebirge 17 Luchſe erlegt und gefangen; im Fahre 1826 fing man im Riß ihrer 5, bis 188381 noch ihrer 6. Jm Forſtamte Partenkirchen erbeutete man 1829—80 in dem einen Reviere Garmiſch 3, in Eſchenloh 5, in der Vorderriß ebenfalls 5 Luchſe. Zwei bayriſhe Jäger, Vater und Sohn, fingen in 48 Fahren, von 1790 bis 1838, 30 Stück der gehaßten Raubtiere. Der leßte Luchs wurde im Jahre 1838 im Rottenſhwanger Reviere erbeutet; ſeitdem hat man noh im Fahre 1850 auf der Zipfelsalpe ihrer 2 geſpürt, und wahrſcheinlih ſind auh in den leßten 20 Jahren noch einzelne aus Tirol herübergeſtreift, ohne wahrgenommen worden zu ſein. Jm Thüringer Walde wurden zwiſchen den Jahren 1773 und 1796 noh 5 Luchſe erlegt, in dieſem Fahrhundert meines Wiſſens nur ihrer 2, einer im Fahre 1819 auf dem Gothaer Reviere Stußhaus und einer im Fahre 1843 auf Dörenberger Revier, leßterer nah langen vergeblichen Fagden. Fn Weſtfalen endete der leßte Luchs erweislih im Fahre 1745 ſein Leben; auf dem Harze erlegte man die legten beiden in den Fahren 1817 und 1818, in Deutſchland überhaupt, mit Ausnahme der an Rußland grenzenden Teile, im Jahre 1846, worüber ih ſpäter ausführlicher berichten werde. Anders verhält es ſi in den deutſh-öſterreihhiſchen Ländern und in den an Rußland grenzenden Teilen Preußens. Hier wird faſt alljährlih noch ein oder der andere Luchs geſpürt; dort hat man noch in der Neuzeit ſo viele erlegt, daß von einer Ausrottung desſelben noh niht geſprochen werden darf. Jn der Schweiz wird ex, laut Tſchudi, nicht häufiger gefunden als die Wildfaße, war aber no< vor 30 Jahren keine Seltenheit, fo daß allein in Bünden in einem Fahre ſieben bis aht Stück getötet wurden. Gegenwärtig iſt er auch hier ret ſelten geworden, obſchon die Hohwälder der Walliſer, Teſſiner und Berner Gebirge, die Urner, Glarner, Öſcher und Böxer Alpen ihn noc beherbergen. Über ſein Vorkommen in Tirol fehlt mix die Kunde; von dem öſtlichen Teile der Alpen dagegen weiß ich zu ſagen,