Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

5292, Vierte Ordnung: Raubtiere; erſte Familie: Katen.

daß er ſhon in Krain noh regelmäßig und in Kärnten dann und wann einmal auftritt. So wurden in Roſenbach, an der Krainer Grenze, im Jahre 1846 und im Jahre 1258 no< Luchſe geſpürt und gefangen.

Das gegenwärtige Wohngebiet unſeres Naubtieres beginnt nah Oſten hin mit den Karpathen; von hier und der preußiſchen Grenze aus nah Norden und Oſten findet man es regelmäßig, in ganz Rußland und ebenſo in Skandinavien no< ziemlich häufig, hier vom Süden des Landes an, ſoweit geſ<loſſene Waldungen nah Norden hinaufreichen. Außerdem aber bewohnt der Luchs ganz Oſtſibirien, wo das Land gebirgig und waldbede>t iſt, und Aſien ſüdwärts mindeſtens bis Turkiſtan und bis in den Himalaja, wo ex im oberen Industhale vorkommt. Der tibetaniſche Luchs, der nicht in Wäldern, ſondern notgedrungen im Gefelſe lebt, wurde von Blyth, vornehmlich wegen ſeiner fahleren Färbung und etwas abweichenden Behaarung, als eine beſondere Art (FP. isabellina) aufgefaßt; Blanford hingegen hält dieſe Unterſcheidung niht für begründet.

Bedingungen für ſtändigen Aufenthalt dieſes Naubtieres ſind weite geſchloſſene, an Di>kungen oder überhaupt ſ{<wer zugänglichen Teilen reihe, mit Wild der verſchiedenſten Art bevölkerte Waldungen. Jn dünn beſtandenen Wäldern zeigt ſich der Luchs, laut Nol> en, dem wir die beſte Lebens\childerung des Tieres verdanken, nur ausnahmsweiſe, namentli< im Winter, wenn es ſich für ihn darum handelt, einen ſolchen Wald nach Haſen abzuſuchen, oder aber, wenn ihn ein allgemeiner Notſtand, ein Waldbrand z. B., zum Auswandern zwingt. Unter ſolhen Umſtänden kann es vorkommen, daß er ſich, wie es im Jahre 1868 im Petersburger Gouvernement geſchah, bis in die Obſtgärten der Dörfer flüchtet. Jm Gegenſage zum Wolfe, welcher faſt jahraus, jahrein ein unſtetes Leben führt, hält ſih der Luchs oft längere Zeit in einem und demſelben Gebiete auf, durſtreift dasſelbe aber nach allen Richtungen, wandert in einer Nacht meilenweit, nicht ſelten ohne alle Scheu befahrene Wege annehmend, bis in die Nähe der Dörfer ſih wagend und ſelbſt einſam liegende Gehöfte beſuchend, kehrt au< na< mehreren Tagen wieder in eine und dieſelbe Gegend zurü> um ſie von neuem abzuſpüren.

Jn der Regel lebt der Luchs nach Art ſeiner Verwandten ungeſellig, da, wo er häufiger auftritt, wie in Livland, ſo verteilt, daß ein Gebiet von 25 akm etwa vier oder fünf Stüfe beherbergt. Doch kommen Ausnahmen vor. So wurden, laut einem Berichte der „Jagdzeitung“, im Fahre 1862 in Galizien vier Luchſe hintereinander erlegt, am erſten Tage die beiden Alten, am zweiten deren zwei Junge, und ebenſo ſah ein Jäger in Galizien bei einem Treiben drei Luchſe an ſi<h vorübergehen.

An Begabung leiblicher und geiſtiger Art ſcheint der Luchs hinter keiner einzigen anderen Kaße zurüczuſtehen. Der trog der hohen Läufe ungemein kräftige Leib und die ausgezeihneten Sinne kennzeichnen ihn als einen in jeder Hinſicht treffli<h ausgerüſteten Räuber. Er geht ſehr ausdauernd, ſolange es die Not nicht fordert, nur im Schritt oder im Kagzentrabe, niemals ſaßweiſe, ſpringt, wenn es ſein muß, ganz ausgezeihnet in wahrhaft erſtaunlihen Sägen dahin, klettert ziemli<h gut und ſcheint auh mit Leichtigkeit Gewäſſer dur<ſ[{<wimmen zu können. Unter ſeinen Sinnen ſteht unzweifelhaft das Gehör obenan, und der Pinſel auf ſeinen Ohren darf demnach als eine wohlbere<htigte Zierde gelten. Kaum weniger vorzüglih mag das Geſicht ſein, wenn auch die neuzeitlichen Beobachter keine unmittelbaren Belege für die Entſtehung der alten Sage gegeben haben. Der Geruchsſinn aber iſt, wie bei allen Kagen, entſchieden <hwa<h; der Luchs vermag wenigſtens niht auf größere Entfernungen hin zu wittern und ſicherlih niht dur< ſeinen Geruch irgend ein Wild auszukundſchaften. Daß er Geſhma> beſißt, beweiſt er durch ſeine Le>erhaſtigkeit zur Genüge, und was Taſtſinn und Empfindungsvermögen anlangt, ſo bekunden gefangene deutlich genug, daß ſie hierin den Verwandten nicht na<hſtehen. Als Taſtſinn offenbart ſi ſein feines