Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

550 Vierte Ordnung: Raubtiere; zweite Familie: Shleihkaßen.

vereinzelt, vor; wenigſtens iſt ſie den Sudaneſen unter dem Namen „Sobat“ recht gut bekannt. Jm jebigen Deutſch-Oſtafrika iſt ſie, laut R. Böhms, von Noa bearbeiteten, zoologiſchen Aufzeichnungen, anſcheinend häufig, aber ſelten zu ſehen. Böhm erhielt Mitte Januar ein vor wenigen Tagen geborenes Junges und im Funi ſäugende Junge. Jn Guinea ſoll ſie unfruchtbare Hochebenen und Gebirge bewohnen, welche kümmerlich mit Bäumen und Sträuchern bewachſen ſind. Wie die meiſten Arten ihrer ganzen Familie iſt ſie mehr Nacht- als Tagtier. Den Tag verſchläft ſie; abends geht ſie auf Raub aus und ſucht kleine Säugetiere und Vögel, welche ſie bewältigen kann, zu beſchleichen oder zu überraſchen. Namentlich die Eier der Vögel ſollen ihre Leibſpeiſe bilden, und man behauptet, daß ſie im Aufſuchen der Neſter großes Geſchi>k zeige und dieſer Lieblingsnahrung wegen ſelbſt die Bäume beſteige. m Notfalle frißt ſie au< Lurche, ja ſelbſt Früchte und Wurzeln. Dies beſtätigen auch die Erfahrungen der Güßfeldtſchen Loango-Expedition, wona<h überdies dieſe Tiere im Kongogebiete ret häufig ſind, aber ſelten geſehen werden.

Jn der Gefangenſchaft hält man ſie in beſonderen Ställen oder Käfigen und füttert ſie mit Fleiſch, beſonders aber mit Geflügel. Wenn ſie jung eingefangen wird, erträgt ſie niht nur den Verluſt ihrer Freiheit weit beſſer, als wenn ſie alt erbeutet wurde, ſondern zeigt ſih bald auch ſehr zahm und zutraulih. Schon Belon erzählt, daß der florentiniſche Geſandte in Alexandrien ein zahmes Zibethtier beſeſſen habe, welches mit den Leuten ſpielte und dieſelben in die Naſe, Dhren und Lippen fkniff, ohne zu beißen, fügt aber hinzu, daß dies eine ſehr große Seltenheit und bloß dann mögli ſei, wenn man ein ſoles Tier ſehr jung erlange. Alt eingefangene laſſen ſih nicht leiht zähmen, ſondern bleiben immer wild und biſſig. Sie ſind ſehr reizbar und heben ſi< im Zorne nach Art der Katen empor, ſträuben ihre Mähne und ſtoßen einen heiſeren Ton aus, welcher einige Ähnlichkeit mit dem Knurren eines Hundes hat. Der heftige Moſchusgeruch, welchen gefangene Civetten verbreiten, mat ſie für nervenſhwache Menſchen kaum erträglich. Fm Pflanzengarten zu Paris beſaß man eine Civette 5 Jahre lang. Sie roh beſtändig nah Biſam. Jm Zorne, wenn ſie gereizt wurde, fielen ihr kleine Stücke Zibeth aus dem Beutel, während ſie dieſen ſonſt bloß aller 14—20 Tage entleerte. Jm freien Zuſtande ſucht das Tier dieſe Entleerung dadur< zu bewirken, daß es ſih an Bäumen oder Steinen reibt; im Käfig drüt es ſeinen Beutel oft gegen die Stäbe desſelben. Der Beutel iſt es, welcher ihm die Aufmerkſamkeit des Menſchen verſchafft hat. Früher diente der Zibeth als Arzneimittel; gegenwärtig wird er noh als ſehr wichtiger Stoff verſchiedenen Wohlgerüchen beigeſeßt.

Alpinus ſah in Kairo die Civette in eiſernen Käfigen bei mehreren Fuden. Man gab den Gefangenen nur Fleiſch, damit ſie möglichſt viel Zibeth ausſcheiden und gute Zinſen tragen ſollten. Fn ſeiner Gegenwart drückte man Zibeth aus, und er mußte für 1 Drachme 4 Dukaten zahlen. Aber auch in Liſſabon, Neapel, Rom, Mantua, Venedig und Mailand, ja ſelbſt in manchen Städten Deutſchlands und beſonders in Holland wurde das Tier zu gleichem Zwe>e in den Häuſern gepflegt.

Um den Zibeth zu erhalten, bindet man das Tier mit einem Strike an den Stäben des Käfigs feſt, ſtülpt mit den Fingern die Aftertaſche um und drüt die Abſonderung der Drüſen aus den vielen Abführungsgängen heraus, welche in jene Taſche münden. Den an den Fingern klebenden, ſchmierigen Saft ſtreift man mittels eines Löffels ab und beſtreiht den Drüſenſa> mit Milch von Kokosnüſſen oder auh mit Milch von Tieren, um den Schmerz zu ſtillen, welchen das Tier beim Ausdrü>en erleiden mußte. Fn der Regel nimmt man zweimal in der Woche Zibeth ab und gewinnt dabei ſehr verſchieden angegebene Mengen. Im friſchen Zuſtande iſt er ein weißer Schaum, welcher dann braun wird und etwas von ſeinem Geruche verliert. Der meiſte kommt verfälſcht in den Handel, und auch der e<te muß noh mancherlei Bearbeitung durhmachen, ehe er ſih zum Gebrauche eignet. Anfänglich iſt er