Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Zibethkaße: Verbreitung. Gefangenleben. Zibethgewinnung. SOIL

mit Haaren gemengt und ſein Geruch ſo ſtark, daß man Übelfkeiten bekommt, wenn man nur geringe Zeit ſi damit zu ſchaffen macht. Um ihn zu reinigen, ſtreit man ihn auf Blätter des Betelpfeffers, zieht die feinen beigemengten Haare aus, ſpült ihn mit Waſſer ab, wäſcht ihn hierauf mit Zitronenſaft und läßt ihn endlich an der Sonne tro>nen. Dann wird er in Zinn- oder Ble<hbüchſen verwahrt und ſo verſendet. Die beſte Sorte ſoll von der aſiatiſchen Zibethkaße und zwar von Buru, einer der Molukkeninſeln, kommen. Auch der javaniſche Zibeth ſoll beſſer ſein als der bengaliſche und afrikaniſhe. Doch beruht dies wohl alles auf dem Grade der Reinigung, welchen der Stoff erhalten hat. Gegenwärtig hat der Handel bedeutend abgenommen, weil der Moſchus mehr und mehr dem Zibeth vorgezogen wird. Gewöhnlich liefern die Männchen weniger, aber beſſeren Zibeth als die Weibchen. Cecchi betont ſogar ausdrü>li<, indem er ſi< auf die Angaben der Züchter in Kaffa beruft, daß nur die Männchen wertvollen Zibeth liefern, während die Weibchen „eine ziemlich übelriehende Maſſe ausſcheiden“ und darum gar nicht gefangen oder, wenn ſie zufällig in die Nebe geraten, freigelaſſen werden. Man „ſchneidet ihnen jedoh die Krallen ab, um ſie bei anderen Gelegenheiten an den Fährten wiederzuerkennen“.

Laut Cecchi, der vor einem Jahrzehnte in Kaffa weilte, fängt man dort jedes Fahr an 200 Zibethtiere, indem man, den Fährten folgend, ihre Schlupfwinkel aufſpürt, dieſe mit Neten umſtellt und die Jnſaſſen dur Lärm heraustreibt. Sie werden auf dem Markte un Salztafeln oder Glasperlen im Werte von 80 Pfennig das Stück verkauft. Den meiſten Zibeth liefern die Tiere zur Zeit ihrer größten Entwi>kelung. Sie werden in geräumigen, ſauberen Hütten in ſo engen re<hte>igen Käfigen gehalten, daß ſie ſi< darin niht umzudrehen vermögen. An der Vorderſeite iſt ein Futtertrog angebracht, an der Nückſeite eine Öffnung, dur< welche die Wächter, vor den Biſſen der Gefangenen geſhüßt, mittels eines hölzernen, mit Butter beſtrihenen Spatels die Maſſe entnehmen können. Dem Fremden wird der Zutritt in den Raum ungern geſtattet, weil man befürchtet, daß ſein Blik die Abſonderung des Zibeths ſtöre. Der Züchter muß für reihlihe und paſſende Ernährung der Tiere ſorgen; gewöhnlich erhalten ſie rohes oder halb gares, mit Butter zubereitetes Fleiſh und mit Fleiſhbrühe gekochtes Mehl. Dann wird der Raum mittels aufgeſtellter Kohlenbe>en geheizt, um dadurch die Abſonderung des begehrten Stoffes zu erleichtern. Cecchi gibt an, daß 100 Zibethkaßen in 4 Tagen 6—7 Ochſen verbrauchen. Der Betrieb lohnt ſich troßdem ſehr gut, da ein Tier alle 4 Tage 80—100 g (?) Zibeth, im Werte etwa zwiſchen 1,s und 6/7 Mark ſhwankend, liefert und den Großgrundbeſißern Kaffas ein Ochſe nicht mehr als 1,6—2,4 Mark koſtet. Der Zibeth gärt und verdirbt ſehr leiht in hoher Wärme, weswegen er ſorgſam an tro>enen und kühlen Pläßen aufgehoben wird. Man verwahrt ihn gewöhnli in Ochſenhörnern und verkauft ihn, je nach der von den Jahreszeiten beeinflußten Nachfrage, um 1—8 Salztafeln, wert 0,6—1,8 Mark, das Wokit oder Thalergewicht zu 27 g. Kaffa iſt ſo reih an Zibeth, daß keine Preisſteigerung eintritt, auh wenn man an einem Tage bis 100 kg faufte. Die Hauptmaſſe wird nah der Küſte und dem Orient ausgeführt.

Bis jezt hat man ſich vergeblich bemüht, den Nuten dieſer Drüſenabſonderung für das Tier zu erklären. Daß dieſes den Zibeth niht in derſelben Weiſe benußt wie das amerikaniſche Stinktier ſeinen hölliſchen Geſtank, zur Abwehr ſeiner Feinde nämlich, ſteht wohl feſt. Warum und wozu es ihn ſonſt gebrauchen könnte, iſt aber nicht recht einzuſehen, es ſei denn als geſhle<htlihes Reizmittel. Wichtiger wäre es, wenn wir etwas Genaueres über die Lebensweiſe des Tieres im Freien erfahren könnten. Aber merkwürdigerweiſe ſind alle Naturgeſchihten und Reiſeberichte hierüber ſo leer, als ſie nur ſein können, und man muß ſi< billig wundern, daß auch die Laien ein ſo merkwürdiges und nüßlihes Tier ſo wenig gewürdigt haben. Jh ſelbſt habe wenig Gelegenheit gehabt, die afrikaniſche Zibethfagze zu beobachten. Zwei Junge, welche ih pflegte, waren ſtill und langweilig, verſchliefen den